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INTERNATIONAL/344: Mexiko - 43 (poonal)


poonal - Pressedienst lateinamerikanischer Nachrichtenagenturen

MEXIKO
43

Von Carlos Beristain


(Mexiko-Stadt, 27. September 2018, la jornada) - Der Himmel weint an diesem Nachmittag, an dem die Menschen durch Mexikos Straßen ziehen: mit Überzeugung, Liebe und Empörung. Diese drei Dinge machen den Demonstrationszug, der sich durch die ihn aufnehmenden Straßen hinzieht, anders.

Der 26. September, vier Jahre später. Eine Stadt, die freundlicher ist mit den Menschen auf der Straße, die bis auf die Knochen nass werden, aber die Stimmen nicht verstummen lässt. "Ayotzi vive", rufen die Normalistas. Und natürlich ist dieser Demonstrationszug ein Beweis dafür.

Es wehen neue Winde in diesem Mexiko, dessen System einstürzte. Und doch wissen die Menschen, dass es eine mühselige Aufgabe ist. Das System verfügt immer über eine Bürokratie, die bereit ist, sich zu reproduzieren. Wir haben eine neue Zeit in den Händen.

Gestern (am 26. September, Anm. d. R.) bei dem Treffen mit den Familienangehörigen der 43 fiel das Sprechen schwer. Es wäre falsch zu sagen, dass die Emotion zu groß war, denn sie nahm das Ausmaß an, das nötig war, nachdem wir uns zwei Jahre nicht gesehen hatten. Diese Zeit, die Hanna Arendt als die Zwischenzeit bezeichnet, die von Dingen bestimmt ist, die nicht mehr sind, aber auch von denen, die noch nicht sind.

Der Himmel hört nicht auf zu weinen in dieser sich hinziehenden Nacht. Vielleicht erinnert er sich, dass diese Zeit zuviel ist für soviel Liebe und soviel Bedürfnis zu wissen.

* Carlos Beristain ist ehemaliges Mitglied der Unabhängigen Interdisziplinären Expert*innengruppe (GIEI) zum Fall Ayotzinapa, Arzt und Experte in Konfliktmediation.


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veröffentlicht im Schattenblick zum 3. Oktober 2018

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