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BUNDESLIGA/543: Männer - 9. und 10. Runde (SB)



Ist die Saison bereits gelaufen, jetzt nachdem Solingen in der Gigantenschlacht in Runde 10 gegen Baden-Baden den schärfsten und wohl auch einzigen Kontrahenten um den Titel bezwungen hat? Solingen führt nun mit zwei Mannschaftspunkten auf den amtierenden Champion die Tabelle an und hat in den restlichen Spieltagen relativ kleinere Hürden zu nehmen. Ein Omen zeichnete sich bereits in Runde 9 ab, als Solingen erwartungsgemäß gegen die SG Speyer-Schwegenheim einen klaren 7,5:0,5-Sieg herausspielte, Baden-Baden indes gegen Aachen nur zu einem knappen 4,5:3,5-Erfolg kam. Als die beiden Spitzenteams in Aachen dann aufeinandertrafen, sollte eine einzige Partie siegreich enden. Und hier bezwang der Holländer Erwin L'Ami seinen Badener Rivalen Arkadij Naiditsch nach einem langen Kampf trotz entschiedener Gegenwehr, während die übrigen Partien fast kampflos remisiert wurden.

Obgleich Baden-Baden in Bestbesetzung antrat und die Elo-Überlegenheit gegenüber den Klingenstädter deutlich war, verwundert es um so mehr, daß die Badener Spitzenspieler derart verhalten auftraten und ihrem ärgsten Rivalen um die Titelverteidigung nicht die entsprechende Stirn boten. So fiel die Entscheidung am vorletzten Brett zu Gunsten von Solingen als nunmehr alleinigem Tabellenführer. Auch wenn Solingen das Restprogramm mit Hockenheim, Deizisau, Aachen und Schwäbisch Hall nicht auf die leichte Schulter nehmen sollte, könnte es sich zur Endrunde in Berlin erweisen, daß dieser Sonntag vorentscheidend war.

Hinter Baden-Baden behauptete Bremen den dritten Platz. Das Nordteam errang am Samstag ungeachtet der Favoritenrolle einen schwererkämpften 4,5:3,5-Sieg gegen Bayern München und mußte sich tags darauf gar mit einem Mannschaftsremis gegen MSA München zufriedengeben. Trotz des vorletzten Platzes in der Tabelle war Zugzwang in der laufenden Saison für Überraschungen gut, bedenkt man zumal das 4:4 gegen Aachen und den Minimalsieg gegen Deizisau. Das Match gegen Bremen hätte auch anders ausgehen können, wenn die Bayern ihre Chancen besser genutzt hätten. Das Dunkel des Tabellenkellers ist betrüblich, denn im Team schlummert jede Menge Motivation und Tatkraft. Es wäre schade, wenn Zugzwang aus der Liga verschwindet.

Auch Hockenheim ließ sich von seinem vierten Tabellenplatz nicht verdrängen dank der beiden Siege gegen die Nordteams aus Hamburg und Norderstedt. Für die Hamburger war die 3,5:4,5-Niederlage besonders schmerzhaft, scheint die Mannschaft doch an den Abstiegsrängen festzukleben. Dabei bot das Treffen gegen Hockenheim durchaus Chancen. Nachdem Robert Kempinski für Hamburg ausgeglichen hatte und Jonathan Carlstedt gegen Arik Braun die bessere Position besaß, schien ein Sieg nicht unmöglich. Doch Hockenheim rettete die kritischen Partien, und als Ivan Saric sich gegen Sipke Ernst durchsetzte, blieb den Hamburger nur der 6:2-Trost anderstags gegen Hofheim. Hockenheim hingegen fuhr am Sonntag einen klaren Sieg gegen Norderstedt ein bei nur einem abgegebenem Remis. Norderstedt ist weiterhin Schlußlicht. Daran änderte auch das 4:4 am Samstag gegen Hofheim nichts, aber immerhin konnte die Mannschaft aus Schleswig-Holstein so den ersten Saisonpunkt einholen.

Deizisau rangiert nach wie vor auf Platz 5, obgleich das Wochenende eher durchwachsen war. Am Samstag gelang dem Aufsteiger aus der 2. Bundesliga Süd ein überzeugender 5,5:2,5-Sieg gegen Dresden, doch am Sonntag gegen die Schachfreunde Berlin war der ganze Zauber des Vortages verflogen. Obwohl Deizisau an fast allen Brettern besser aufgestellt war, waren es am Ende die Hauptstädter, die das Match mit 5:3 für sich entschieden - nicht schlecht für eine Amateurtruppe.

Schwäbisch Hall hätte sich tabellenmäßig verbessern können, nachdem die Mannschaft am Samstag die Schachfreunde Berlin mit 6:2 abgestraft hatte. Um ihr Ziel zu erreichen, hätten die Baden-Württemberger jedoch am Sonntag gegen Dresden in gleicher Weise auftrumpfen müssen, was aber mißlang. Besonders tragisch an der 2,5:5,5-Niederlage war, daß kein einziger Spieler aus Schwäbisch Hall einen Brettsieg errang. Ganz anders Dresden. Die Sachsen dominierten das Schlachtfeld. Vor allem Liviu-Dieter Nisipeanu zeigte sich von seiner Schokoladenseite, als er dem Tschechen Viktor Laznicka die erste Saisonniederlage zufügte.

Aachens Niederlage am Samstag gegen Baden-Baden war keine Blamage, auch deswegen nicht, weil der sonntagliche 5,5:2,5-Sieg gegen Speyer-Schwegenheim Rang 7 in der Tabelle sicherstellte, auch wenn Aachens Spitzenspieler Vassily Ivanchuk gegen seinen Landsmann Mikhaylo Oleksiyenko den kürzeren zog.

Dresden kassierte am Samstag zwar eine Niederlage gegen Deizisau, sorgte dann jedoch am Sonntag für eine kleine Sensation, als die Sachsen Schwäbisch Hall zum Zwerg machten und so Rang 8 nicht aus der Hand gaben. Eine Niederlage gegen Schwäbisch Hall, aber ein Sieg gegen Deizisau garantierten Berlin den 9. Rang in der Tabelle. Verbessern konnte sich dagegen Mühlheim mit zwei Siegen gegen die bayerischen Teams von Platz 13 auf Rang 10. Im Wissen darum, daß das Match gegen Zugzwang wichtig war für den Klassenerhalt, holten die Westdeutschen ihre besten Spieler an die Bretter und siegten klar mit 6:2 und noch klarer am Sonntag gegen Bayern München mit 7:1. Die Abstiegssorgen ist man in Mühlheim damit aber noch nicht los, weil das Restprogramm ziemlich haarig werden könnte.

Hofheim bewahrte sich den 11. Tabellenplatz, wenngleich das 4:4 gegen Schlußlicht Norderstedt sicherlich kein Grund zum Jubeln war. Speyer-Schwegenheim fiel von Platz 10 auf Rang 12. Grund dafür waren die beiden Niederlagen gegen Solingen und Aachen. Pech hatte das Urgestein der Liga aus Hamburg. Zwar konnte die Niederlage gegen Hockenheim durch den Sieg gegen Hofheim zum Teil wieder ausgebügelt werden, aber dennoch rutschten die Hanseaten einen Platz in der Tabelle tiefer auf Rang 13, was die weitere Zugehörigkeit zum Oberhaus fraglich macht. Bayern München, MSA Zugzwang und Norderstedt sehen ziemlich deutlich in eine düstere Zukunft. Die 11. und 12. Runde läuft am 10. und 11. März.


Runde 9, am 24.2.2018

SV Mülheim Nord - MSA Zugzwang 6:2
SV Werder Bremen - FC Bayern München 4,5:3,5
SF Deizisau - USV Dresden 5,5:2,5
SK Schwäbisch Hall - Schachfreunde Berlin 6:2
SV Hockenheim - Hamburger SK 4,5:3,5
SV Hofheim - SK Norderstedt 4:4
DJK Aachen - OSG Baden Baden 3,5:4,5
SG Solingen - Speyer-Schwegenheim 7,5:0,5


Runde 10, am 25.2.2018

MSA Zugzwang - SV Werder Bremen 4:4
FC Bayern München - SV Mülheim Nord 1:7
USV Dresden - SK Schwäbisch Hall 5,5:2,5
Schachfreunde Berlin - SF Deizisau 5:3
Hamburger SK - SV Hofheim 6:2
SK Norderstedt - SV Hockenheim 0,5:7,5
OSG Baden Baden - SG Solingen 3,5:4,5
Speyer-Schwegenheim - DJK Aachen 2,5:5,5


 Stand nach der 10. Runde: 
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
10.
11.
12.
13.
14.
15.
16.
SG Solingen
OSG Baden Baden
SV Werder Bremen
SV Hockenheim
SF Deizisau
SK Schwäbisch Hall
DJK Aachen
USV Dresden
Schachfreunde Berlin
SV Mülheim Nord
SV Hofheim
Speyer-Schwegenheim
Hamburger SK
FC Bayern München
MSA Zugzwang
SK Norderstedt
10
10
10
10
10
10
10
10
10
10
10
10
10
10
10
10
19
17
16
14
12
12
12
11
10
8
7
7
6
4
4
1
57  
54,5
51,5
50,5
46  
45  
45  
39  
38,5
38  
33  
31  
37  
29  
26,5
18,5

27. Februar 2018


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