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SCHACH-SPHINX/02593: Wie zwei angemalte Türken (SB)


Unser Polemikerfreund Franz Gutmayer hatte durchaus auch mal romantische Augenblicke, wenn er sich mal ausruhte von seiner zähneknirschenden Kritik über die Dekadenz des Berufsschachspielertums, dann überkamen ihn wahre Glücksgefühle und Träume solchergestalt: "In der Lyzinienlaube zu Meran sitzen zwei alte Schächer. Auf den Bergen liegt Schnee, auf ihren Häuptern auch. Draußen der tiefblaue Himmel des Südens, alles getaucht in eitel Sonnenschein, die ganze volle Erdenpracht - vergessen, ausgelöscht aus Hirn und Herz. Da sitzen sie stundenlang wie zwei angemalte Türken. Aber kühne Kombinationen durchschießen ihr Hirn und machen ihr Herz höher schlagen. Das Glück des Künstlers, das Glück des Schächers!" Nun, Wanderer im heutigen Rätsel der Sphinx spielten zwar nicht zwei angepinselte Türken gegeneinander, sondern zwei Absolventen der Hochschulen Bremen und Mannheim, aber dennoch ging es auf dem Brett geradezu traumhaft charmant zu. Der schwarze Läufer auf g5 ist bedroht, viel mehr jedoch noch der weiße König, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/02593: Wie zwei angemalte Türken (SB)

Sievers - Schmidt
Bremen 1994

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Peter Swidlers Zug 1...Tc3-c2 war kaum mehr als ein Plätschern gegen schroffe Klippen, ein Zug, den sein indischer Kontrahent Viswanathan Anand mit kaltblütiger Ruhe widerlegte: 2.g2-g4! Sg6-h4 - eine kraftlose Ausrede, aber nach 2...Tc2xd2 3.g4xf5 wären zwei schwarze Figuren bedroht gewesen - 3.g4xf5 Sh4xf3+ 4.Kg1-h1 Sf3xd2 5.Te1-e2 Sd2- c4 - Schwarz hatte keine Alternative, zum Beispiel 5...Tc2-c1+ 6.Kh1- g2 und der Springer auf d2 geht verloren - 6.Te2xc2 Sc4xe3 7.Tc2-e2 und Schwarz gab auf. 7...Se3xf5 8.Sc5xe6 und Weiß hat alle Vorteile auf seiner Seite.


Erstveröffentlichung am 09. April 1999

27. Januar 2010