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SCHACH-SPHINX/02787: Mißdeutete Schriftzeichen (SB)


Die beiden weißen Prachtspringer auf c5 und e5 beherrschen nahezu das ganze Brett und binden die schwarzen Figuren an wichtige strategische Felder. In seiner desolaten Lage hätte Schwarz nun wenigstens durch Abtausch seine Verteidigungsprobleme erleichtern müssen. Nach 1...Le7xc5 3.Dc1xc5 Lh5-g6 4.Se5xg6 h7xg6 5.Te1-e7 sähe seine Stellung im heutigen Rätsel der Sphinx zwar nicht sonderlich optimistisch aus, aber immerhin wäre ein Kampf ums Remis noch möglich gewesen. Bei der Analyse erkannte er lediglich, daß 1...c7-c6 ungeeignet war, weil darauf 2.Sc5xb7! Dc8xb7 3.Se5xc6 gefolgt wäre. In seinem Wunsche, den Druck auf der langen Diagonale h1-a8 abzuschwächen, spielte er daher nun 1...Sb6-d5?, was ein noch viel größerer Lapsus war als 1...c7-c6, Wanderer. Oder mit Goethe gesprochen: "Wem die Natur ihr offenes Geheimnis zu enthüllen anfängt, der empfindet eine unwiderstehliche Sehnsucht nach ihrer würdigsten Auslegerin, der Kunst." Freilich, wer ihre Schriftzeichen nicht zu lesen vermag, der verfängt sich schließlich in den Stricken der eigenen Gekünsteltheit!



SCHACH-SPHINX/02787: Mißdeutete Schriftzeichen (SB)

Forslund - Linder
Fernpartie 1990

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Selten verlor Kasparow mit seinem Najdorf-Sizilianer so eklatant wie gegen Anand in Tilburg 1991: 1.Td1xd6! Lf6-g5 - oder 1...Sb6-d7 2.Lb5xd7 Sc5xd7 3.Dh6-d2 Sd7-c5 4.Td6xf6! Ke7xd6 5.Dd2-d6+ bzw. 1...Ke7xd6 2.Dh6xf6+ Kd6-c7 3.Df6xf7+ - 2.Dh6xh7 Sc5xe4 3.Td6xb6 Tg8- d8 4.Lb5-d3 Lg5-e3+ 5.Kg1-f1 Le3xb6 6.Ld3xe4 Td8-d4 7.c2-c3! und Schwarz gab auf. 7...Td4xe4 scheitert an 8.f5-f6+ und nach 7...Td4-d6 gewinnt 8.g2-g4 leicht.


Erstveröffentlichung am 14. Juni 1999

01. April 2010