Schattenblick →INFOPOOL →SCHACH UND SPIELE → SCHACH

SCHACH-SPHINX/02868: Opfer der Brute-Force-Ära (SB)


Auch die Computerschachforschung mußte sich erst einmal von ihren selbstgewählten Zwängen befreien, ehe sie tatsächliche Fortschritte machen konnte. So war man in den Siebziger Jahren davon überzeugt, eine "denkfähige" Maschine konzipieren zu können, gewissermaßen ein Ebenbild des menschlichen Gehirns. Das Schachspiel eignete sich dazu wie kein anderes Überprüfungsparameter, waren doch Logik, Sachverstand und Kreativität hier zu einem engen Geflecht gebunden. Die ersten Gehversuche sahen jedoch recht humpelig aus. Reihenweise wurden die ersten Prototypen von der menschlichen Schachgilde niedergestreckt. Die Computerbranche sattelte um. Nicht mehr die Vorstellung einer Künstlichen Intelligenz schwebte ihnen vor, sondern nur noch die ins Gigantische gesteigerte, immer schnellere und effektivere Verarbeitung unzähliger Rechenoperationen. Die Brute-Force-Ära hatte begonnen. Da war es nur noch ein kleiner Schritt, um den Computern beizubringen, völlig wertlose Varianten und Abzweigungen als solche zu erkennen und aus ihrem Rechengehirn zu eliminieren. Mittlerweile ist kaum ein Großmeister in der Lage, gegen ein gutes Computerschachprogramm zu gewinnen. Nur die namhaftesten, mit der Materie vertrauten haben noch Chancen. Im heutigen Rätsel der Sphinx besaß das englische Wunderkind Luke McShane offenbar zu wenig Erfahrung im Umgang mit den Superrechnern. Mit den schwarzen Steinen gegen das Programm "Zugzwang" spielend, kassierte der junge Brite eine empfindliche Niederlage. "Zugzwang" zerstörte die schwarze Stellung nun mit einer mehrzügigen Mattkombination, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/02868: Opfer der Brute-Force-Ära (SB)

'Zugzwang' - McShane
Lippstadt 1998

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Zsuzsa Polgar, die älteste der drei Schwestern, begnügte sich schließlich doch mit dem Titel der Damenweltmeisterin. Im Pekinger Kandidatenturnier siegte sie gegen die Ex-Weltmeisterin Nona Gaprindaschwili mit 1...Sg4xf2! 2.Kf1xf2 Kf7-e7+ 3.Ke2-f2 Dd6-g3. Schwarz gab auf, ohne sich die Mattfolge 4.Th1-f1 - oder 4.Lc1-e3 Sd5xe3 5.De4xe3 Dg3xg2 usw. - 4...Tf8xf1 5.Ke2xf1 Ta8-f8+ 6.Kf1-g1 Lb4- d6 und Sieg auf h2 zeigen zu lassen.


Erstveröffentlichung am 09. Juli 1999

28. April 2010