SCHACH-SPHINX/02890: Mann Gottes mit scharfem Gambit (SB)

Es ist nicht bekannt, ob die Gemeinde des katholischen Pfarrers Karl Traxler jemals ahnte, daß der Mann, der von der Kanzel herab die Worte Gottes verbreitete und eindringliche Mahnungen zu ihnen sprach, auch ein begnadeter Schachspieler war. Tatsache ist allerdings, daß der Pfarrer seiner Nachwelt ein schönes Geschenk machte, vielmehr war es ein Gambit, das sich dieser fromme Kirchenmann in einsamen Nächten offenbar am Brett ausgedacht hatte, um dem Zweispringerspiel im Nachzuge - ohnehin ein sehr scharfes System - eine weitere Schärfe und Würze zu geben. Wann ihm dieser Einfall zu 1.e2-e4 e7-e5 2.Sg1-f3 Sb8- c6 3.Lf1-c4 Sg8-f6 4.Sf3-g5 Lf8-c5!? nun genau gekommen war, darüber streiten sich die Experten. Sicher ist, daß er sein Gambit zumindest in einer Fernpartie auch praktisch erprobte, und das mit durchschlagendem Erfolg im heutigen Rätsel der Sphinx, Wanderer.

Mikyska - Traxler
Fernpartie 1896

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Bedauerlich, daß Schwarz die Widerlegung des weißen Angriffs durch 1...Dd8-d7! 2.Df6-h8+ Se7-g8 3.Dh8xg8+ Ke8-e7 4.Dg8xa8 Dd7xc7! nicht fand. Der schwarze d-Bauer hätte den Sieg über kurz oder lang besiegelt.

Erstveröffentlichung am 15. Juli 1999

06. Mai 2010