Vorbei sind längst die Zeiten, als aus einem Aschenbecher gräulicher Rauch emporquoll, der Schachdenker nach der Zigarette griff und einen tiefen Zug tat, bevor er sich erneut über das Brett beugte und die komplizierte Stellung zwischen den verwehenden Schwaden hindurch analysierte. Der Wechsel der Wertigkeiten gesellschaftlicher Verhaltensmuster machte auch vor des Schachspielers Glimmstengel keinen Halt. Kostbare Bedenkzeit muß er heutzutage opfern, um seine Nerven zu beruhigen oder die Gehirnzellen anzuregen. Nicht einmal die behagliche Pfeife, dessen sanfter Qualm doch des Denkers Stirn wie einen Lorbeer zierte, ist gestattet. Das Schach wurde gesundgebetet, sagen die Kritiker - saniert, so behaupten die Befürworter des Rauchverbots. Ob so manche Partie darunter zu leiden hatte? Im heutigen Rätsel der Sphinx aus raucherfreundlicheren Tagen gelang dem Wahlschweizer Viktor Kortschnoj mit den weißen Steinen ein glänzender Kombinationssieg. An seiner Lippe hing dabei der glimmende Stengel, Wanderer.
Kortschnoj - Udovcic
Leningrad 1987
Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Das Mißtrauen war gerechtfertigt, denn wiewohl Schwarz materiell im Nachteil war, konnte er mit einer feinen Zugfolge entscheidenden Vorteil erringen: 1...d4-d3! 2.c2xd3 c4-c3! - die Geburt eines Freibauern - 3.Df5-c5 Te3xf3 4.h5-h6 Tf3-f6 5.Dc5-g5 Tf6-f2+ 6.Kh2-h3 Se2-f4+ 7.Kh3-g4 Tf2-g2+ 8.Kg4-f5 Tg2xg5+ 9.Kf5xg5 c3-c2 10.h6-h7 c2- c1D 11.h7-h8D Sf4xd3+ und Weiß gab auf.
Erstveröffentlichung am 12. September 1999
01. Juli 2010