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SCHACH-SPHINX/04162: Morgenröte der Theorie (SB)


Der Grund, weshalb sich der spanische Geistliche Ruy Lopez Segura um den Namen "Vater der Schachtheorie" verdient machte, ist, daß er anders als seine Vorgänger, von denen der unbekannte Verfasser der Göttinger Handschrift, Lucena oder Damiano, für gewöhnlich erwähnt werden, nicht nur Züge in simpler Aufeinanderreihung niederschrieb zu einem Buch, sondern im einzelnen und mit denkbar größter Beflissenheit zu den meisten Zügen auch eine Hintergrundgeschichte lieferte, also eine Strategie aufzeichnete, an der entlang Novizen der Kunst langsam in das Gedankengebäude eingeführt werden konnten. Er war in diesem Sinne mithin auch der erste echte Lehrvater des Königlichen Spiels über das Vermitteln der Regeln hinaus. Ihm war es auch zu verdanken, daß sich die uns heute bekannte Form der Rochade durchsetzte und das Königsgambit in späteren Jahrhunderten eine beispiellose Ära der Popularisierung erlebte. Daß ihm die Engländer ein bleibendes Denkmal setzten, indem sie die Spanische Eröffnung mit seinem Namen belegten, ist geschichtlich zwar nicht ganz stichhaltig, denn er war lange vor Philidor ein entschiedener Befürworter der Eröffnung 1.e2-e4 e7-e5 2.Sg1-f3 d7-d6, hielt also den Zug 2...Sb8-c6, ja schon 2.Sg1-f3 für minderwertig. Dennoch leistete er die unentbehrliche Vorarbeit dafür, daß sich eine Eröffnungstheorie im modernen Sinne überhaupt entwickeln konnte. Eine Eröffnung, die im Turnierwettbewerb nie wirklich den Durchbruch schaffte, war die Ponziani-Eröffnung 1.e2-e4 e7-e5 2.Sg1-f3 Sb8-c6 3.c2-c3; vielleicht, weil Ruy Lopez sie nicht unter seine Protektion stellte. Jedenfalls blieb es dem Anziehenden auch im heutigen Rätsel der Sphinx verwehrt, mit ihr erfolgreich zu sein. Innerhalb von drei Zügen erhielt Schwarz eine klare Gewinnstellung, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/04162: Morgenröte der Theorie (SB)

Bhend - Petrovikis
Bad Mondorf 1972

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Natürlich verschmähte Schwarz den gegnerischen Springer und leitete eine siegumkränzte Kombination ein: 1...Sf5-g3+ 2.Kh1-h2 Sg3-f1+! 3.Kh2-h1 Dg6-g3! und Weiß gab auf, ohne sich 4.Sf6-g4 Dg3-h2+! 5.Sg4xh2 Sf1-g3# zeigen zu lassen.


Erstveröffentlichung am 02. September 2000

08. Oktober 2011