Schattenblick →INFOPOOL →SCHACH UND SPIELE → SCHACH

SCHACH-SPHINX/04252: Truhe voller Geheimnisse (SB)


Eine Traube von Kiebitzen umringt ein Brett, an dem zwei Schachspieler nun seit über einer Stunde ihre Züge austauschen. Die Mehrzahl der Zuschauer ist nicht älter als 25 Jahre, nur wenige darunter, an deren Gesichtern man ablesen kann, daß sie die Wahl der Züge auf dem karierten Brett auch kommentieren könnten. Die anderen, soviel ist sicher, beherrschen vom Königlichen Spiel kaum mehr als die Regeln. Und doch hat sich keiner der Kiebitze seit dem Partiebeginn wegbewegt. Alles starrt gebannten Auges auf den Tisch, hält den Atem an, lauscht auf eine Stimme, die nur in ihren Gedanken zu ihnen spricht. Es ist faszinierend, mitanzusehen, wie ein leichtes Zucken durch ihre Körper geht, wenn auf dem Brett ein Zug ausgeführt wird. Seelenverbundenheit? Übertragung der Gedanken? Unsere Schulwissenschaft schweigt. Die Truhe ist voller Geheimnisse in des Menschen Behausung. Dann, im heutigen Rätsel der Sphinx, greift Weiß den gegnerischen König mit einer schwindelerregenden Kombination an, bei der eine Dame und ein Läufer geopfert werden, um ein Schachmatt zu erzwingen. Man schaut auf die Gesichter der Zaungäste und hat den Eindruck, als hätten sie bis zuletzt mitgelitten, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/04252: Truhe voller Geheimnisse (SB)

Vladimirow - Haritonow
UdSSR 1977

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Schwarz schaute zu sehr in die Ferne, achtete nicht der Dinge, die vor ihm auf dem Boden lagen, und sein König fiel: 1.Sd4-b5! La4xb5 2.Dc3xe5! und Schwarz gab auf, denn nach 2...Dc7xe5 3.Lb1-g6# ist Matt die Konsequenz der stolpernden Füße.


Erstveröffentlichung am 28. September 2000

06. Januar 2012