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SCHACH-SPHINX/04389: Zauber der Zufälligkeiten (SB)


Zufälligkeiten bestimmen oft das Leben und Werk eines Schachspielers. Ein Gespräch, ein Blick in die Zeitung, eine im Radio arglos hingestreute Bemerkung, und schon läuft der Hirnmotor auf Touren, bewegt sich in Gedankenrichtungen, die sich erst später, über Ecken und Kanten, zu Augenblicken der Erkenntnis verdichten. So hatten die beiden englischen Großmeister John Nunn und Nigel Short Glück im Unglück, als ihr Flugzeug nach Düsseldorf wegen Schlechterwetterlage in Zürich Zwischenstopp einlegen mußte. Da das Wetter Kapriolen schlug und dichte Wolken den Himmel verdüsterten, entschloß sich die Fluggesellschaft, ihre Fahrgäste mit dem Bus nach Düsseldorf zu fahren. Um der Langeweile zu begegnen, schwatzen Nunn und Short über die letzte Schachereignisse und dabei kam die Rede auf eine Partie, die Nunn erst wenige Tage zuvor gegen den sowjetischen Angriffsspieler Alexander Khalifman nur remisieren konnte, wenngleich er den Eindruck nicht loswurde, daß sich das weiße Spiel irgendwo zum Sieg verbessern ließ. Sofort wurde das Reiseschachbrett hervorgekramt. Lang war die Fahrt von Zürich nach Düsseldorf, und lange brüteten die beiden Landsmänner über die Partie nach. Bei soviel Langmut kam auch etwas Vernünftiges heraus. Wie es nun das Schicksal manchmal will, saß Short Stunden später beim Turnier ausgerechnet Khalifman gegenüber. Seltsamer war noch, daß die Partie ebenso verlief wie die während der Busfahrt problematisierte Stellung. Khalifman wollte offenbar binnen weniger Tage zweimal mit derselben Eröffnung ein Remis herausholen. Wie sollte er auch ahnen, daß eine merkwürdige Laune ihre Finger im Spiel hatte. Im heutigen Rätsel der Sphinx vollendete Short, was Nunn nicht glücken wollte. In der Diagrammstellung hatte sein Kollege mit 1.Dd2-h2 einen falschen Pfad eingeschlagen. Also, Wanderer, welchen Zug fanden Nunn und Short auf der rollenden Piste?



SCHACH-SPHINX/04389: Zauber der Zufälligkeiten (SB)

Short - Khalifman
Bundesliga 1991

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Taimanow erklärte nach der Partie, daß die Kunst nie so nahe an seinem Herzen geschlagen habe wie just im Augenblick, als er nach Karpows Fehlzug 1.b5-b6? die sinnverwirrend schöne Gewinnkombination 1...Ta8- a1 2.Tb3-b1 Sh5-g3+!! fand. Karpow mußte sich geschlagen geben, da er nach 3.h2xg3 Ta1-a8! machtlos gewesen wäre gegen die Mattdrohung 4...Ta8-h8#


Erstveröffentlichung am 07. November 2000

23. Mai 2012