Schattenblick →INFOPOOL →SCHACH UND SPIELE → SCHACH

SCHACH-SPHINX/04454: Der Schablone den Krieg erklärt (SB)


Was im Mantel einer neuen Zeit erscheint, mag man Reform oder Restauration nennen. Die den Schatten einer Epoche überflügende Veränderung, heiß ersehnt von den einen, kalt gefürchtet von den anderen, behält ihr Nest stets in den Köpfen der Vordenker. Als nach dem 1. Weltkrieg überall in Europa revolutionäre Feuer brannten und der Aufschrei nach einem Umbruch der Verhältnisse laut wurde, da vollzog sich auch im Schach eine Abkehr vom alten Konzept des Zentrums und ihrer Besetzung durch Bauern oder Figuren. Die neuem Adepten, allen voran der am 3. April 1894 in Budapest geborene Gyula Breyer, entwickelten eigene Ideen, weswegen sie Tartakower, der mit dieser neuen Denkrichtung durchaus zu flirten wußte, als "Hypermoderne" bezeichnet hatte. Breyers Partien wurden von einem radikalen Aufruhr durchströmt. Feind aller Schablone - so ließe sich ihr Denken wohl am besten zusammenfassen. Tartakower war es auch, der in Breyers Spielweise so etwas wie eine "bösartige Energie" witterte. Breyer verhalf diese Energie mit den schwarzen Steinen gegen den jungen Max Euwe zu einem glanzvollen Sieg. Also, Wanderer, heiße das Hintergründige im heutigen Rätsel der Sphinx willkommen!



SCHACH-SPHINX/04454: Der Schablone den Krieg erklärt (SB)

Euwe - Breyer
Wien 1921

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Das Matt drohte den schwarzen König nach 1.Se4-g5! f6xg5 2.Tc7xd7 Dh3xd7 3.Sf3xe5 zu ersticken. Wegen der Drohung 4.Se5-f7+ Kh8-g8 5.Sf7- h6+ Kg8-h8 6.Db3-g8+! Ta8xg8 6.Sh6-f7# hätte sich Schwarz von seiner Dame trennen müssen, was er jedoch nicht tat - er gab lieber die Partie auf.


Erstveröffentlichung am 29. November 2000

27. Juli 2012