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SCHACH-SPHINX/04472: Ohne Witz keine Würze (SB)


Eine enge, ja leidenschaftliche Umarmung hält Schach und Witz zusammen, und sie tut auch not. Der Ernst des Königlichen Spiels läßt nicht viel Raum übrig für charmante Erzählungen. Kühl ist der Verstand, der hier am Werke ist. Da mußte zur Auflockerung dieses erstickenden Erscheinungsbildes etwas Luftiges und Würziges her. So wuchsen Anekdoten wie Pilze aus dem Boden, um die Kluft zwischen den laienhaften Zuschauern und den in sich versunkenen Meistern der Materie menschlich begehbar zu machen. Tartakower war einer der Schlüsselfiguren dieses Zusammenbringens. Als Schachspieler von Ruf besaß er das nötige Wissen dazu und als Freund einer spitzen Feder fiel es ihm leicht, amüsant zu schreiben. Andere Autoren taten das Ihrige und darüber sammelte sich über die Jahrzehnte natürlich vieles an, worüber auch Laien lachen können, ohne daß sie zuvor ein Studium der Schachtheorie absolvieren mußten. Wie zum Beispiel die Geschichte, daß beim Wettkampf zwischen Bobby Fischer und Tigran Petrosjan in Buenos Aires 1971 das Deckenlicht in der ersten und achten Partie ausfiel, sehr zu Verärgerung von Petrosjan, der Stein auf Bein schwor, daß Fischer in diesen Augenblicken stets schlechter gestanden habe. Einen Witz auf das heutige Rätsel der Sphinx angewandt: Was meinst du, Wanderer, muß sich die weiße Dame nach 1...Ta8-a6 bedroht fühlen?



SCHACH-SPHINX/04472: Ohne Witz keine Würze (SB)

Dus-Chotimirski - Marshall
Hamburg 1910

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Lilienthal erkannte treffsicher, daß die schwarze Stellung nach 1.Ld3xh7+! zusammenbrechen mußte: 1...Kg8xh7 2.Dd1-h5+ Kh7xg7 3.Ta1- d1! Dd8-f6 4.Td1-d7+ Kg7-f8 5.Td7xb7 Sc6-d8 6.Tb7-d7 Sd8-f7 7.Dh5-d5 Ta8-b8 8.Tf1-e1 f4-f3 9.Te1-e3 und Schwarz konnte angesichts der vielen unparierbaren Drohungen nur noch aufgeben.


Erstveröffentlichung am 05. Dezember 2000

14. August 2012