SCHACH-SPHINX/04500: Ungebetene Zaungäste (SB)

Capablanca, Aljechin, Nimzowitsch, Vidmar, Spielmann und Marshall trugen 1927 in New York so etwas wie ein Kandidatenturnier aus. Der Kubaner, seinerzeit Weltmeister, hatte sich nach langem Ringen bereiterklärt, mit dem Sieger des Turniers um die Weltmeisterschaft zu kämpfen. Der Publikumsandrang war enorm, und alle Augen hingen gebannt an den Brettern, wo die sechs stärksten Spieler der Schachzunft um die Zukunft spielten. Nun soll sich, ob nun Legende, Märchen oder Kamingeschichte, ein Millionär unter den Zuschauern befunden haben, ein großer Freund der Musen, nur daß sein Zeitsinn langwährende Partien zutiefst verabscheute. Also lud er die Truppe kurzerhand zu einem privaten Blitzturnier zu sich ein. Es sollte ein Herrenabend werden, denn die Preise bestanden aus einer Flasche Kognak, einer Schachtel Zigaretten und einem Kästchen Havanna-Zigarren. Als schließlich die Bretter aufgestellt waren und die Meister zum flotten Figurentanz Platz genommen hatten, wunderten sich die Herren Großmeister im ersten Augenblick darüber, daß ihrer acht waren. Welche beiden Zaungäste hatten sich da eingeschlichen? Vor Reportern kann man bekanntlich nichts verbergen, und so hatten zwei besonders ausgebuffte die Situation genutzt, um ihre Leser mit Vertraulichkeiten aus dem Leben der Schachmeister zu erfreuen. Wie gesagt, Anekdoten sind wie Äpfel - viel Fruchtfleisch, aber nur ein kleiner Wahrheitskern! Wahr ist jedoch, daß Meister Wasjukow auch ohne einen edlen Tropfen und Tabakqualm eine grandiose Opferkombination im heutigen Rätsel der Sphinx gegen seinen Kontrahenten Djurasevic aus seinem Hütchen hervorzauberte, Wanderer.

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Ein knapper Stoß, ein tiefer Fall und Meister Najdorf kannte den Unterschied zwischen oben und unten. Jedenfalls gab er nach 1.Lc3-b4! umgehend auf.

Erstveröffentlichung am 14. Dezember 2000

11. September 2012