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SCHACH-SPHINX/04551: Lustige Bauernburschen (SB)


Ach, wie froh und königlich zufrieden wäre der französische Meister und Theoretiker Philidor gewesen, wenn er 1940 in New York in der Partie zwischen Marshall und Ragosin die Anwendung seines obersten Lehrsatzes mit eigenen Augen hätte sehen können. Leider war er zu diesem Zeitpunkt lange schon tot und begraben. Doch daß der Bauer die Seele des Schachspiels sei, davon hätte er sich wahrlich überzeugen können, denn Marshall zog elfmal hintereinander seine Bauern und, man staune, gewann damit. Gar nicht einmal selten kommen in der Turnierwelt solche Bauernvormärsche vor. Die Theorie rümpft über eine derartige Maßlosigkeit natürlich die Nase und verweist mit Tarraschscher Dogmatik auf die gesunde Entwicklung der Figuren. Indes, das Schachspiel bietet mehr als nur spanische oder sizilianische Gefilde. Für Neulandsucher und Pioniere gibt es auf dem Mutterboden der Schachkunst noch vieles zu entdecken, was bisher noch niemandes Aufmerksamkeit fand. Warum also nicht den seligen Geist Philidors beglücken und mit Bauernzügen siegen? Wie mächtig solch ein Knirps von einem Bauern sein kann, beweist das heutige Rätsel der Sphinx. Meister Kopajew hatte seinen Philidor offensichtlich gründlich studiert. Also, Wanderer, alle Macht den Bauernburschen, und wo es nicht ganz ausreicht, opfert sich eben auch eine blaublütige Dame. Wie gewann Weiß?



SCHACH-SPHINX/04551: Lustige Bauernburschen (SB)

Kopajew - Alatorzew
UdSSR 1957

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Der weiße König hätte sich mit dem Rückzug 6.Kc2-c1! zufriedengeben sollten, denn mehr als ein Dauerschach hätte Morphy dann nicht zur Hand gehabt, weil nämlich 6...Ld6xb4? 7.c3xb4 Tb8xb4 8.Dd2-g5 Da4-a3+ 9.Kc1-d2 Tb4-b2+ 10.Kd2-e1 Tb2xe2+ 11.Ke1xe2 Da3-f3+ 12.Ke2-e1 Df3xh1+ 13.Dg5-g1 an fehlendem Angriffsschwung zugrunde gegangen wäre.


Erstveröffentlichung am 30. Dezember 2000

02. November 2012





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