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SCHACH-SPHINX/04566: Das Vergessen in den Deutungen (SB)


Der Mensch ist ein Geschöpf voller Eigenheiten, und die Psychologen haben dafür einen Namen geprägt. Sie nennen es Individualität, was soviel heißen soll wie: Jeder geht seinen eigenen Weg auf der Hauptstraße des Lebens. Jede Geste, jedes eigentümliche Wort scheinen an dieser Individualiät wie in einem Spinnennetz festzukleben. Das Stirnfaltenziehen in Augenblicken der Nervosität, das Herumnesteln am Jackettknopf oder das Kräuseln der Lippen, all das mögen wohl Ausdrucksformen des inneren Menschen sein auf dem Spiegel der Äußerlichkeit, allein an der Übersetzung hapert es. Man sieht nur Schatten und glaubt daher, es müsse auch ein Licht hinter der Finsternis leuchten. Eine Spur und Vermutung indes, mehr nicht. Vom Schachstil eines Meisters wird ähnliches gesagt. Daß er die Springer mehr als die Läufer bevorzugt, lieber lang als kurz rochiert und partout nie den Damenbauern im Anzug wählt, in diesen symbolhaften Erscheinungen meinen wir etwas aufdecken zu können, das unverfälscht nur für diesen Menschen gilt. Daraus leiten sich dann strategische Überlegungen her wie zum Beispiel: Wie mache ich mir diese Gewohnheit zunutze? Die Beharrlichkeit ist ein Bekenntnis, das solideste überhaupt und gleichzeitig die Achse aller Gegenwehr. An diesem Punkt beratschlagen sich die Gedanken, fassen einen konkreten Plan. Wir merken immer erst hinterher, daß das entscheidende Puzzle nicht in Erwägung gezogen wurde. Im Gewühle der Deutungen läßt sich selten etwas Faßbares greifen. Vielleicht liegt es ja daran, daß der so sicher geglaubte Standpunkt, den jedes Einzelgeschöpf einzunehmen scheint, sich nur aus dem Vergleich zur Wankelmütigkeit des anderen her definiert. Wer also nie gelernt, sich selbst aus dem Spiel zu nehmen, wie sollte der Individuelles erkennen? Im heutigen Rätsel der Sphinx lautet daher die Frage: Was war so individuell daran, daß die amtierende Frauenweltmeisterin Zsuzsa Polgar in Haifa 1989 1...Le7-d8 zog und verlor, Wanderer?



SCHACH-SPHINX/04566: Das Vergessen in den Deutungen (SB)

Hodgson - Z. Polgar
Haifa 1989

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Das Flüstern drang ins Ohr und schuf Bilder einer siegreichen Kombination: 1.Tc1xc6! Lb7xc6 2.Sf3-e5 Dd7-b7 3.Le4xh7+! Kg8-f8 - auf 3...Kg8xh7 entscheidet 4.Dd1-h5+ rasch - 4.Dd1-h5 Le7-b4 5.Lh7-d3 g7- g6 6.Dh5-h6+ Kf8-e7 7.d4-d5! Lb4xe1 8.Lb2-a3+ Ke7-d8 9.Dh6-h4+ Kd8-c7 10.d5xc6 Db7-a8 11.Dh4-f6 b6-b5 12.La3-c5 Tc8-d8 13.Df6xf7+ Kc7-c8 14.Ld3xb5 a7-a6 15.Df7-d7+ und Schwarz gab auf.


Erstveröffentlichung am 03. Januar 2001

17. November 2012





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