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SCHACH-SPHINX/04582: Beelzebub der Finten (SB)


Gegen einen namhaften Großmeister, gar einem Teufel von Kombinationskünstler, ist ein Remis fast schon einen halben Sieg wert. Und wenn dieser Beelzebub der Finten, Pointen und taktischen Ausheckerei auch noch von sich aus eine Punkteteilung anbietet, ist man im Grunde von allen guten Geistern verlassen, wenn man das Angebot nicht annimmt. Und doch, der Reiz ist groß, die Probe aufs Gelingen zu wagen. Wer weiß, wird man sich denken, ein handzahmer Großmeister ist vielleicht doch ein leichter zu erlegender Tiger. Der englische Meister Speelman saß in Reykjavik 1988 in der dritten Runde des Weltcup-Turniers dem leider viel zu früh verstorbenen Michail Tal gegenüber, der sich, aus welchen Gründen auch immer, beim 16. Zug versöhnungsbereit zeigte. Speelman glaubte sich verhört zu haben, blickte auf, sah seinem Gegenüber für Augenblicke ins Gesicht und glaubte wohl, so etwas wie Kampfmüdigkeit darin lesen zu können. Mit aller gebotenen Höflichkeit lehnte Speelman das Remisangebot ab und ging nun seinerseits daran, die Stellung zu verschärfen. Das Sprichwort sagt, man soll einem Tiger nicht auf den Schwanz treten. Schlimmer noch machte es Speelman. Er zupfte dem schlafenden Raubtier doch tatsächlich am Barthaar. Sechs Züge später erkannte Speelman jedoch, daß er den Bogen überspannt hatte und fürchtete sehr, im Feuer einer von Tals berüchtigten Kombinationen zu verbrennen. Nun war es jedoch an Tal, das Remis abzulehnen, und er hatte gute Gründe dafür im heutigen Rätsel der Sphinx. Also, Wanderer, warum wies Tal Speelmans Friedenshand nach 21...h7-h6 zurück?



SCHACH-SPHINX/04582: Beelzebub der Finten (SB)

Tal - Speelman
Reykjavik 1988

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Der Trumpf der Tarraschschen Stellung war der Freibauer auf e4, und der deutsche Groß- und Lehrmeister ersann einen Plan ohne viel Umstände und verwertete ihn: 1...Ld4-c3 2.Te1-d1 Tf8xf1+! 3.Td1xf1 e4- e3 und da Weiß gezwungen sein würde, seinen Turm für den Bauern zu opfern, gab er sogleich auf.


Erstveröffentlichung am 09. Januar 2001

03. Dezember 2012





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