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SCHACH-SPHINX/04595: Trüber Sinn auf Malta (SB)


Mannschaftsweltmeisterschaften oder Schacholympiaden, wie sie mit Blick auf ein griechisch-europäisches Erbe gerne genannt werden, waren für Deutschland insbesondere in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts kaum etwas anderes als ein Hinterherhecheln. Die osteuropäische Konkurrenz beherrschte unschlagbar das Feld, während die deutschen Meister froh sein konnten, wenn sie sich ins Mittelfeld retten konnten und gegen "Bananenrepubliken" nicht in den sauren Apfel beißen mußten. In Argentinien 1978 kam endlich Land in Sicht. Deutschland ergatterte zwar keinen Platz unter den Spitzenplätzen, konnte jedoch ein gewichtiges Wort mitreden. Zwei Jahre später im Mediterraneen-Kongreßzentrum in La Valetta auf Malta sah es wieder düster für das deutsche Corps aus. Kein Wunder, schließlich waren die unverzichtbaren Galionsfiguren Robert Hübner, Wolfgang Unzicker und Lothar Schmid, der übrigens als Hauptschiedsrichter fungierte und daher verhindert war, grad anderweitig beschäftigt und überließen die Herkulesaufgabe, Deutschland unter den insgesamt 82 Herrenmannschaften würdig zu vertreten, der zweiten Garde. Wäre Hans-Joachim Hecht aus Solingen nicht gewesen, der deutsche Säbel hätte überhaupt keine Hiebkraft besessen. Malta endete allem zum Trotz trübsinnig für die deutschen Herren. Im heutigen Rätsel der Sphinx soll dennoch eines Maltaer Falken gedacht werden, nämlich Manfred Hermann, der aus Oldenburg zur Fahne eilte und sich recht rühmlich auf dem olympischen Schlachtfeld hielt. Besonders in seiner Partie gegen den finnischen Meister Ristoja zeigte er Schlagkraft und kombinatorischen Witz. Also, Wanderer, der finnische Meister hatte zuletzt 1...Ld6-f8 gespielt und hoffte, das Spiel vereinfachen zu können. Ob ihm dies gelang?



SCHACH-SPHINX/04595: Trüber Sinn auf Malta (SB)

Hermann - Ristoja
Malta 1980

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
In der Tat hatte sich in die Gedanken von Meister Stoltz ein Riß geschlichen. Nach 1.Tg1-e1 erkannte er viel zu spät, daß sein ganzer Plan auf Sand gebaut war: 1...f3-f2! 2.Te1xe5 Kg7-g8! - nun drohte wieder 3...Da8xh1+, weil das Abzugsschach 4.Te5-e1+ fehlte - 3.Th1-f1 Da8-g2 4.Dc3-d3 La6xc4! 5.Dd3xc4 Tf5xe5 6.Dc4-d3 Dg2xf1+! und Weiß gab auf, denn er hatte in schönster Verblendung nur mit 6...Te5-e1+ 7.Kb1- c2 mit weißer Gewinnstellung gerechnet. Der letzte schwarze Zug hatte ihm jedoch aller Hoffnungen beraubt.


Erstveröffentlichung am 14. Januar 2001

16. Dezember 2012





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