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SCHACH-SPHINX/04677: Kinderjahre ohne Trost (SB)


Man sagt nicht zu Unrecht, daß Kunst, in Armut erworben, verläßlicher sei als jedes Studium. Unter widrigen Umständen muß sie sich ungleich effektiver durchsetzen und stählen, als es eine akademische Laufbahn je nötig hätte. Emanuel Lasker, unter dem heiligen Stern am 24. Dezember 1868 in Berlinchen geboren, wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf. Seine frühe Jugend war von Hunger, sozialer Ungerechtigkeit und harten Bandagen geprägt. Sein Talent für das Schachspiel machte er sich zunutze, um in den Kaffeestuben mit schachlichen Kunststückchen ein paar Groschen zu verdienen. In dieser existentiellen Bewährung war für Schnörkelei kein Raum. Sein Spiel mußte gewitzt, verschlagen, undurchsichtig für seine Gegner sein, die gegenüber dem Knaben deutliche Erfahrungsvorteile besaßen. Sein Auge für psychologische Feinheiten mag sich in dieser Zeit geschärft haben. Später, nachdem er sich in den Hallen der Schachkunst einen Namen gemacht hatte und dann für 27 Jahren den Weltmeistertitel innehielt, waren es ebendiese Lektionen, die ihn zu einem der erfolgreichsten Schachspieler der Geschichte werden ließen. Er hat das Schach geliebt, weil darin das Element des Kampfes so ungeschönt und echt zum Ausdruck kam, etwas, womit er aufgewachsen war und das er sich zur Philosophie gemacht hatte. Im heutigen Rätsel der Sphinx hatte Lasker zuletzt 1.Sg3-h5 gespielt, worauf sein Kontrahent Bauer nun ganz ahnungslos 1...Sf6xh5 erwiderte. Also, Wanderer, was hatte Lasker bereits in strengen Kinderjahren gelernt?



SCHACH-SPHINX/04677: Kinderjahre ohne Trost (SB)

Lasker - Bauer
Amsterdam 1889

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Tarraschs Vorliebe für die Springer war sprichwörtlich, und er wußte sie auch einzusetzen: 1.Sd4-f5! Te7-e5 2.f3-f4 Te5xf5 - erzwungen - 3.e4xf5 Lf8-g7 4.f5xg6 und hier verlor sein Kontrahent Schlechter verständlicherweise die Lust zum Weiterspielen.


Erstveröffentlichung am 09. Februar 2001

08. März 2013





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