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SCHACH-SPHINX/05045: Nichts als Budenzauber (SB)


Umstritten ist das Blindspiel bis heute noch, aber während zu Beginn des 20. Jahrhunderts, und zumal in den Jahrzehnten davor, das "Blindlingsspiel", wie man es früher nannte, immerhin im Ansehen einer Jahrmarktsattraktion stand, so findet sich heutzutage kaum noch genug Publikum, das sich für diese Art von Schach begeistern ließe. Größere Magnetkraft übt da das Simultanschach aus. Die Einbeziehung des Laien in das Spiel des Meisters stehen wesentlich höher im Kurs, als die hoheitsvolle Distanz, in die sich früher die Meister stellten, um von ihrem Publikum gefeiert zu werden. Zwar lassen sich kaum noch Gründe auffahren, die das Blindspiel mit Wahnerkrankungen in einen unmittelbaren Zusammenhang rücken lassen, doch die gesundheitlichen Bedenken überwiegen doch vor den Leistungen dieser Art von schöpferischer Kraft. Der russische Ex-Weltmeister Michail Botwinnik antwortete vor Jahren auf die Frage, warum das Spiel ohne Ansicht von Brett und Figuren in Rußland wenn nicht verboten, so doch weitgehend verpönt ist, folgendes: "In den zwanziger Jahren war das Blindspielen bei uns noch verboten. Seither gibt es dafür weder Verbote noch Genehmigungen. Das Blindspiel ist nicht gut für die Gesundheit. Es ist ungesund. Wenn jemand blind spielt, spielt er wesentlich schwächer. Der größte Meister im Blindspiel war Aljechin, und Aljechin selbst hat geschrieben, daß er gelegentlich sein eigenes Spiel nicht wiedererkannt hat, wenn er sich seine Blindpartien auf dem Brett angesehen hat. Wenn ein starker Schachspieler blind spielt, hat er einen kleineren Horizont. Er rechnet nicht so tief und so weit, und er kann auch die Partien nicht mehr so exakt beurteilen." In unseren modernen Zeiten hat man wohl erkannt, daß das Blindschach kaum mehr darstellt als eine Abart des schachlichen Budenzaubers. Der künstlerische Wert sinkt erheblich, und nur gegen wesentlich schwächere Spieler entstehen Partien mit einem einigermaßen soliden und auch wertbegleiteten Verlauf. Auch der russische Meister Efim Bogoljubow hatte sich dann und wann darin geübt. Schöner waren seine Partien jedoch mit Ansicht des Brettes, wie zum Beispiel die gegen den deutschen Meister Hans Müller, in welcher er mit den weißen Steinen glanzvoll gewann. Also, Wanderer, wie löste Bogoljubow im heutigen Rätsel der Sphinx den gordischen Knoten der schwarzen Figuren?



SCHACH-SPHINX/05045: Nichts als Budenzauber (SB)

Bogoljubow - Müller
Triberg 1934

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Meister Blümisch widerlegte das Spiel seines skandinavischen Kontrahenten Peterson auf eine sehr eindrucksvolle Art und Weise mit dem Damenopfer 1.De4xe7+!! und gewann in der Folge ohne größere Schwierigkeiten: 1...Te8xe7 2.Te1xe7 - die siebte Reihe war damit für den Sieg erobert worden - 2...Lg6xb1 3.Te7-f7+ Kf8-g8? - ein grober Patzer, der die Niederlage beschleunigt: besser war 3...Kf8-e8 - 4.Tf7xg7+ Kg8-h8 5.Tg7-e7 Lb1-g6 6.b3-b4! und da auf 6...Da5-b6 7.Td7xb7 mit Mattdrohung auf der Grundreihe folgt, gab sich Meister Peterson sogleich geschlagen.


Erstveröffentlichung am 09. Juni 2001

11. März 2014





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