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SCHACH-SPHINX/05298: Wider die Schlechtigkeit der Welt (SB)


Die Schlechtigkeit, das große Elend der Welt, die Bosheit der Menschen, die Schändungen, Ehebrüche, Räubereien, den Hochmut und den Götzendienst zu bekämpfen, hatte sich der Dominikanermönch Girolamo Savonarola (1452-1498), Abt des Klosters San Marco in Florenz, auf sein Banner geschrieben, als er sich aufmachte, der Gerechtigkeit zum Sieg zu verhelfen. Sein Angriff galt auch den Vertretern der Kirche, die sich in seinen Augen oftmals in unkeuscher Weise am Wohlleben der Welt ergingen und so die Gebote der Nächstenliebe und das mit dem Blute Christi geschriebene Evangelium mißachteten. "Ich untergrabe die kirchliche Gewalt nicht, sondern stärke, verteidige und erhöhe sie. Wenn sie aber die Kirche verwüstet, wenn sie Huren, Lustbuben und Räuber beschützt, dagegen die Guten verfolgt und das christliche Leben zerrüttet, dann ist sie keine Kirchengewalt, sondern eine Teufelsgewalt, der man Widerstand nicht leisten darf, sondern muß." In seinen Predigten forderte er die Menschen auf, sich von ihren Lastern zu befreien, auf ihre Eitelkeiten zu verzichten und alle Luxuswaren, die er als seelenverderbend brandmarkte, zu verbrennen. Und er tat noch ein weiteres, indem er den vom Papsttum verteufelten Propheten des Islams Ehre erwies: "Wieviel Großartiges tat nur der überaus gescheite Mohammed, der sich nie zu Gott machte, aber mit Waffengewalt und kluger Überredung wilde Völker an sich zog und dennoch voll Verehrung von Christus spricht und niemals etwas tat, das über die menschliche Kräfte hinausging." Die Kirche zögerte nicht lange und verurteilte ihn schließlich als Häretiker zum Tod durch Strang und Scheiterhaufen. Savonarola hatte einen besseren Menschen aus der Taufe seiner Predigten hervorheben wollen, war aber gescheitert, als er sich die Mächtigen der Welt zu seinen Feinden machte. Du fragst dich, Wanderer, was all dies mit dem heutigen Rätsel der Sphinx zu tun habe? Nun, jede Zeit schreibt bekanntlich ihre eigenen Gesetze, aber zeitlos sind die Fehler, die Menschen in das Gespinst von gut und böse treiben. Es galt, darauf hinzuweisen, daß sich unser Schachfreund Gille abgrundtief irrte, als er seinen schwarzen König unantastbar wähnte.



SCHACH-SPHINX/05298: Wider die Schlechtigkeit der Welt (SB)

Otto - Gille
Magdeburg 1936

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Der Hunger in den Gedärmen hielt Meister Sämisch nicht davon ab, mit 1.Sf5-e7+! den Siegespaukenschlag zu tun, ein Opferzug, der die schwarze Dame von der Bewachung des Feldes h5 ablenkte. Es folgte sodann: 1...Df7xe7 2.Th6-h8+! Kg8xh8 3.De2-h5+ Kh8-g8 4.Dh5-h7+ Kg8-f7 5.Ld3-g6# Ein Entkommen wäre auch nach 2...Kg8-f7 nicht möglich gewesen wegen 3.Ld3-g6+! Kf7xg6 4.De2-h5#


Erstveröffentlichung am 18. Dezember 2001

19. November 2014





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