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SCHACH-SPHINX/05301: Von der Vernunft zur Gottesfurcht (SB)


Die Georgierin Maja Tschiburdanidse war gerade einmal 12 Jahre alt, als der jugoslawische Großmeister Boris Ivkov sie als 'Bobby Fischer im Rock' bezeichnete. Und nur fünf Jahre sollten vergehen, bis sie 1978 ihre 20 Jahre ältere Landsfrau Nona Gaprindaschwili souverän besiegte und sich damit zur jüngsten Weltmeisterin der Schachgeschichte aufschwang. Bis 1991 trug sie den Titel unangefochten. Und auch so manchen Großmeister spielte sie in ihrer Karriere an die Wand wie zum Bespiel den dänischen Schachrecken Bent Larsen. Nach ihrer Niederlage im WM-Kampf gegen die älteste der Polgar- Schwestern Zsuzsa zog sich Tschiburdanidse für eine Weile vom Schachbetrieb zurückzog. Als sie zurückkehrte, erkannte man sie kaum noch wieder. Sie trat in hochgeschlossenem Kleid und mit Kopftuch auf und überraschte mit Sätzen wie: "Für mich ist Gott das innere und äußere Leben." Zwischenzeitlich erwog sie sogar, sich in ein Kloster in den Bergen Georgiens zurückzuziehen. Durch diese Umkehr von der Vernunft hin zur Gottesfurcht verlor das Schach ein hoffnungsvolles Talent. Vorbei waren die Tage, da sie noch mit stolzer, aufrichtiger Miene von sich sagen konnte: "Es wäre mir einfach unangenehm, etwas nicht zu wissen, zu versagen, nicht voranzukommen. Von mir erwartet man im Sport wie in meinem Medizinstudium Erfolge. Und ich erwarte das selbst von mir." Das heutige Rätsel der Sphinx stammt aus der Frauenschachmeisterschaft der UdSSR, wo sie gegen die routinierte Meisterin Grinfeld einen bestechend schönen Sieg mit den weißen Steinen errang, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/05301: Von der Vernunft zur Gottesfurcht (SB)

Tschiburdanidse - Grinfeld
UdSSR 1974

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Der Bronsteinsche Falkenblick sah die schöne Damenopfer- Verschlußkombination mit 1...Dh1-e4+!! ohne größere Mühe, worauf Meister Bagdasarow sofort die Waffen streckte, denn auf 2.Kd3-d2 käme das Matt durch 2...Tf1-d1# und nach 2.Kd3xe4 infolge von 2...Lh5-g6+ 3.Ke4-d4 Tf1-d1+ usw.


Erstveröffentlichung am 21. Dezember 2001

22. November 2014





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