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SCHACH-SPHINX/05473: Scheitelpunkt der Empirie (SB)


Sein Name gab immer Anlaß zu Verwechslungen. Hunderte Male wurde er in seinem Leben gefragt, ob er mit dem berühmten Weltmeister Dr. Emanuel Lasker verwandt sei. Der Verwechslungsgrad stieg, als der amerikanische Meister Eduard Lasker ab 1916 in die Riege der stärksten Schachspieler der Welt aufstieg. So war er auch bei dem New Yorker Turnier von 1924 mit von der Partie, was Referenz genug bedeutete, denn nur die illustresten Meister bekamen damals eine Eintrittskarte zugeschickt. Geboren wurde Eduard Lasker, der keinerlei Verwandtschaft mit seinem weltmeisterlichen Namensvetter besaß, 1885 in Berlin, wo er später als Student der Berliner Technischen Hochschule tagsüber Maschinenbau studierte, abends jedoch die schöne Zeit in den Schachcafés zubrachte, wo er unter den Fittichen solch namhafter Meister wie Richard Teichmann, Dr. Emanuel Lasker und Dr. Ossip Bernstein seine Novizenschaft absolvierte. Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges überraschte ihn in London. Dort blieb er auch, bis er 1915 in die Vereinigten Staaten auswanderte. Seine Berliner Jugendtage bildeten das Gerüst auch für seine spätere schachliterarische Laufbahn, wenngleich er als Ingenieur ein ganz spezifisches Verständnis vom Schachspiel und seiner eigenen Dynamik entwickelte, "daß in allen Wissenschaften immer erst dann große Fortschritte gemacht worden waren, nachdem auf Grund empirischer Erfahrungen allgemeine Gesetze entdeckt wurden, die in allen untersuchten Spezialfällen ihre Geltung erwiesen. Dies gestattete vorauszusagen, welches Resultat diese oder jene Kombination von Elementen oder Kräften ergeben würde." Gesetze als allgemeiner Scheitelpunkt der Empirie, das war für Eduard Lasker ein wichtiges Mittel, sein Können in den kommenden Jahrzehnten bis zur bestmöglichen Perfektion auszubilden. Nie machte er jedoch den Fehler, den Wert der Empirie über das eigene Stellungsurteil zu heben. Das half ihm auch im heutigen Rätsel der Sphinx, den englischen Meister Sir George Alan Thomas mit den weißen Steinen zu bezwingen. Was sagt dein Stellungsempfinden dazu, Wanderer?



SCHACH-SPHINX/05473: Scheitelpunkt der Empirie (SB)

E. Lasker - Thomas
London 1912

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Die Habgier hatte bereits der griechische Philosoph Sokrates als "Übel" erkannt, und so war es Meister Berowski, der nach 1...d5-d4?, statt Materialgewinn zu machen, den Bankrott anmelden mußte, weil sein Landsmann Ninow die hübsche Widerlegung 2.Dc3xc6+! b7xc6 3.Lf1-a6+ Kc8- c7 4.Tb1-b7+ fand. Weiß bekommt seine Dame zurück, behält aber eine Mehrfigur.


Erstveröffentlichung am 03. Juni 2002

13. Mai 2015


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