Jede vierte Partie, so wollen es Statistiker herausgefunden haben, wird sizilianisch begonnen. Unglaublich, wenn man bedenkt, daß die Sizilianische Verteidigung im 19. Jahrhundert noch ein seltener Gast in den Turnierhallen war. Nicht von ungefähr rief einst Fritz Sämisch im Zorn aus: "Früher spielten die Leute Schach, heute spielen sie Sizilianisch." Kein Wunder, denn kaum ein anderes Verteidigungssystem bietet dem Nachziehenden eine solche Fülle von scharfen Abspielen. Gegen Französisch wappnet man sich leicht, und wer Pirc oder Caro-Kann spielt, muß sich entweder mit beengten Stellungen zufriedengeben oder ohnehin nicht mehr als ein Remis im Sinn haben. Wer kämpfen will, spielt auf 1.e2-e4 eben 1...c7-c5. Eine Modeerscheinung ist das Sizilianische mit Sicherheit nicht. Spanisch ist zu trocken, Aljechin zu gewagt und Skandinavisch war immer schon eine Domäne solcher Nordmänner wie Bent Larsen gewesen. Der sizilianische Reiz bezaubert durch seine Mannigfalt, daran ist kein Haar zu krümmen, auch wenn Pedanten wie der Franzose Zinser fordern "Tod für die Sizilianische und alle diese mafiosischen Eröffnungen". Welches Feuerwerk mit Sizilianisch möglich ist, beweist das heutige Rätsel der Sphinx. Meister Eley hatte zuletzt 1.Dg3-e3 gezogen, um den wunden weißen Punkt auf b2 zu decken. Ob er damit Erfolg hatte, Wanderer?
Eley - Browne
Hastings 1972
Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
40 Minuten Bedenkzeit für die Katz, denn statt sich hirnwindend mit
1.Th1-h8+ Ke8-f7 2.Dd6xb8 Db6-g1+ ins Remis zu stürzen, hätte Meister
Lanka spielendleicht mit 1.Dd6xb8+! nebst 2.Th1-h8+, also in
umgekehrter Folge, gewonnen. Ob er sich da beim Grübeln irgendwie
selbst durcheinander gebracht hat?
Erstveröffentlichung am 22. Januar 2003
08. Januar 2016
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