Bekannt ist, daß die Kirche und ihre Glaubensmänner dem Schachspiel im frühen Mittelalter argwöhnisch gegenüberstanden. Menschen, die sich im freien Spiel der Geisteskräfte übten, schienen mit dem Ruch des Teuflischen behaftet. Es mag vielleicht auch so gewesen sein, daß die Kirchenfürsten mit einem gewissen Neid registrierten, daß man zum Schach Königliches Spiel sagte und nicht Göttliches Geschenk oder dergleichen. Unter den großen Orden gab es zwei sich befehdende Standpunkte. Eine Seite hielt kirchentreu zum Verbot, die andere ließ ihren Mönchen freie Hand. So machten die Dominikaner und die Benediktiner keinen Einwand gegen das Schach geltend. Sie waren reich, auf Einfluß bedacht und verschmähten auch den Besitz nicht. Ihnen lag also viel daran, mit den gehobenen Ständen im Einvernehmen zu stehen. Anders die Franziskaner, deren Satzungen Besitzlosigkeit vorschrieben. So war das Schach für sie wie für den Bettelorden der Zisterzienser Ausdruck gottungefälligen Lebens. Aus Müßiggang zu spielen, widersprach ihren Geboten vom Dienst an Gott. An der Verbreitung des Schachspiels änderte dies jedoch nichts. Und so können wir uns mit einem seligen Lächeln am heutigen Rätsel der Sphinx erfreuen, ohne Gewissensbisse haben zu müssen. Mikac hätte es allerdings gut zu Gesicht gestanden, wenn er etwas gottesfürchtiger gewesen wäre und nun 1...Lh8xf6 gezogen hätte. Statt dessen beschwor er den Teufel herauf, als er 1...Sh5xf6? spielte. Also, Wanderer, aus welcher Ecke schlich der Gehörnte aufs Brett?
Blatny - Mikac
Pardudice 1994
Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Ein sicherer Instinkt warnte Landa davor, sich am Springer zu
vergreifen, denn nach 1.e4-e5 Tc4-e4!! 2.e5xf6? wäre er schnurstracks
ins Matt gelaufen: 2...Da6-e2+ 3.Kg2-g1 De2-e1+ 4.Kg1-g2 Te4-e2+ 5.Kg2-
h3 De1-f1+ 6.Kh3-g4 g7xf6! 7.h2-h4 - 7.Db3-d3+ f6-f5+ 8.Kg4-f4 Df1-c1+
bzw. 7.h2-h3 f6-f5+ 8.Kg4-h4 Te2-h2 - 7...Te2-e4+! 8.f3xe4 f6-f5+
nebst Matt.
Erstveröffentlichung am 17. März 2003
02. März 2016
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