Die alten Araber hatten eine seltsame Art, Schach zu spielen. Statt auf den Zug des Gegners eine Antwort zu finden und so die Partie in wechselnder dynamischer Bewegung zu halten, machte jeder einzelne die ersten zehn bis vierzehn Züge für sich, und zwar innerhalb der eigenen Bretthälfte. Erst dann, nachdem sich beide für eine bestimmte Figurenaufstellung entschieden hatten, schenkten sie dem Spiel des anderen ihre Aufmerksamkeit. Da auch sie einem Eröffnungsschema folgten, ergaben sich daraus eine große Anzahl von vorher mehr oder weniger ausanalysierten Stellungsbildern. Der feste Ablauf der Positionsmotive machte es einem findigen Kopf beispielsweise möglich, den Aufbau seines Gegners mit einer vorher genau berechneten Abfolge von Zügen zu besiegen. Man mag so oder so über den arabischen Fatalismus denken, er erlaubte es dennoch, daß das Schach uns aus ihren Händen weitergereicht wurde. Und so können wir uns nun am heutigen Rätsel der Sphinx erfreuen und kehren damit zur Partie zwischen Perenyi und Damljanovic zurück. Schwarz hatte sich - wohl auch aus einem Fatalismus heraus - mit seinem König in die Brettmitte begeben, um den weißen Angriff zu entkommen, allein Weiß hatte eine hübsche Überraschung parat nach dem letzten schwarzen Zug 1...b5-b4. Also, Wanderer, auf zur Spurensuche!
Perenyi - Damljanovic
Zürich 1981
Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Juri Balaschow hatte ein Kind zu ernähren. Für Fisimatenten hatte er
daher keine Zeit und so beendete er die Partie schlagend mit 1.Tc1-c6!
Sein brasilianischer Gegner Sunyé-Neto kapitulierte sogleich. Auf
1...Ld7xc6 hätte 2.Se3-f5+ die schwarze Stellung zerbrochen, und
ansonsten drohte einfach der Einschlag auf d6.
Erstveröffentlichung am 01. April 2003
17. März 2016
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