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SCHACH-SPHINX/05846: Bösartige Energie (SB)


Revolutionen ist zu eigen, daß sie nicht von selbst kommen. Was im Gewand einer neuen Zeit schließlich auch immer erscheint, mag Reform oder Restauration genannt werden, die den Schatten einer Epoche überflügelnde Veränderung, heiß ersehnt von den einen, kalt gefürchtet von den anderen, behält ihr Nest stets in den Köpfen der Vordenker. Als nach dem Ersten Weltkrieg überall in Europa die Feuer des Umsturzes brannten, vollzog sich auch im Schach eine Kehrtwendung hin zu den Ursprüngen der Schachtheorie, die mit dem Konzept des Zentrums und ihrer Besetzung durch Bauern oder Figuren recht einseitig verlaufen war. Das neue Adeptentum der Theorie, allen voran der am 3. April 1894 in Budapest geborene Gyula Breyer, entwickelte eigene Ideen, weswegen sie von Tartakower, der mit dieser neuen Denkrichtung durchaus zu flirten wußte, als "Hypermoderne" bezeichnet wurde. Breyers Partien wurden von einem radikalen Aufruhr durchströmt. Feind aller Schablone - so ließe sich ihr Leitsatz wohl am besten zusammenfassen. Tartakower war es auch, der in Breyers Spielweise so etwas wie eine "bösartige Energie" witterte. Breyer verhalf diese Energie in seiner Wiener Partie mit den schwarzen Steinen gegen den jungen Max Euwe zu einem glanzvollen Sieg. Also, Wanderer, das Böse und Hintergründige im heutigen Rätsel der Sphinx wartet auf seine Entdeckung.



SCHACH-SPHINX/05846: Bösartige Energie (SB)

Euwe - Breyer
Wien 1921

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Das Matt drohte den schwarzen König nach 1.Se4-g5! f6xg5 2.Tc7xd7 Dh3xd7 3.Sf3xe5 zu ersticken. Wegen der Drohung 4.Se5-f7+ Kh8-g8 5.Sf7- h6+ Kg8-h8 6.Da2-g8+! Th8xg8 6.Sh6-f7# hätte Schwarz seine Dame aufgeben müssen, was er jedoch nicht tat - er gab lieber die Partie auf.


Erstveröffentlichung am 07. Juni 2003

24. Mai 2016


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