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SCHACH-SPHINX/05968: Schwere Kopfgeburt (SB)


Nun hockt er schon eine geschlagene Viertelstunde auf seinem Stuhl und verweigert das Naheliegenste, nämlich endlich mit seinem König aus dem Schach herauszugehen. Ein anderer Zug wäre geradezu infam. Um so mehr steigt erregtes Blut in die Wangen des Wartenden. Worauf ist der bloß so erpicht, fragt er sich, daß er seinen gottverdammten Zug nicht macht? Habe ich vielleicht selbst im blinden Eifer etwas übersehen? Aber nein, die Kombination ist stichhaltiger als ein Dolch, ein Entkommen undenkbar, und doch vergeht Minute um Minute, ohne daß sich der Finger des anderen rührt. Unruhig beginnt man, mit dem Fuß zu tippeln. Geduld ist eine Tugend, wo nichts anderes hilft, hier jedoch wird sie zur Strafe. Schon möchte man den Unmut herausschreien: 'Geh aus dem Schach! Das Matt verdirbst du mir nicht!' Dann endlich nach weiteren Krämpfen und bösen Gedanken bemüht sich der andere, auf seinem Partieformular das erlösende Wort 'Aufgegeben' niederzuschreiben. Man eilt ihm nach, fragt wie nebenher: "Was war so lang daran?" Der andere taucht mit seinen Blicken weg und antwortet fast wie ein verschämter Bub': "Ich konnte es einfach nicht glauben, daß ich das Schach übersah!" So kannst es gehen, Wanderer, manchmal jedoch kann tiefes Nachgrübeln heilsam sein. So hätte im heutigen Rätsel der Sphinx Schwarz partout nicht aufgeben müssen, auch wenn er 1...Le5xf6 2.Te1-e8# nicht ziehen durfte. So jedoch gab er auf, ohne den brillanten Gewinnzug gefunden zu haben.



SCHACH-SPHINX/05968: Schwere Kopfgeburt (SB)

N.N. - N.N.
Berlin 1924

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Lothar Schmid machte sich die Weglenkung der schwarzen Dame zunutze, um nach 1.Tb1xb7!! Dc7xb7 mit 2.De3xe5+ Sc6xe5 3.Lg5-f6# zum gegnerischen König vorzudringen.


Erstveröffentlichung am 05. Oktober 2003

24. September 2016


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