Schattenblick → INFOPOOL → SCHACH UND SPIELE → SCHACH


SCHACH-SPHINX/05987: Die Säge gehört neben die Geige (SB)


Die Säge gehört neben die Geige, so einmal ein Diplomingenieur, der damit, Meilensteine umstürzend, meinte, daß jede Kunst nur soviel an Gewicht und Bedeutung besitze, wie sie sich ihren Sinn für das Praktische bewahre. Nun kann das Schachspiel vielerlei psychologisch gestützte Erkenntnisse als Schutz und Schild auffahren. Schach fördere die Konzentrationsfähigkeit, helfe, das Abstrahieren leichter zu erlernen, und zügele die im Menschen latent vorhandenen Aggressionen. Doch dieser Ingenieur ließ sich von dergleichen trockenen Gründen nicht beeindrucken, beharrte weiterhin auf seinen bequemen Standpunkt und wies mit hochgezogener Augenbraue immer wieder darauf hin, daß das Schachspiel im praktischen Leben keinen Nutzen habe außer den, die Langeweile halbwegs zu verscheuchen, wenngleich als Nachteil bliebe, daß der Kopf mit schwer verdaulichen Gedanken zubetoniert würde. An diesem Punkt setzte die Belagerung seiner Argumente an mit der Frage, was er denn so in seiner Freizeit treibe. Nachdem die allgemeinen Ausflüchte, er würde viel lesen, Fachliteratur zumeist, nebenher sich mit brandaktuellen Fragen der Gegenwart auseinandersetzen und nicht zuletzt alles Erdenkliche tun, um "mental" nicht einzurosten, aus dem Weg geräumt waren, war zu erfahren, daß er am liebsten kegeln gehe im geselligen Freundeskreis. Ein Kegelbruder also, einer, der sich den Kopf freihält für das Wesentliche! Kurzum: Man mußte diesem Menschen einfach recht geben nach dem alten Satz des Preußenkönigs, daß ein jeder nach seiner Fasson glücklich werde. Das heutige Rätsel der Sphinx wartet denn auch mit der wißbegierigen Frage auf, wie es Meister Bauer mit den weißen Steinen fertigbrachte, den schwarzen König aus der Festung herauszuholen, damit er nicht vor Langeweile umkomme, Wanderer?



SCHACH-SPHINX/05987: Die Säge gehört neben die Geige (SB)

Bauer - Gohlner
Berlin 1956

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Meister Ahues zögerte noch und sann darüber nach, ob der weiße Läufer auf b2 tatsächlich gefesselt sei, als ihm plötzlich die wüstenleere Verlassenheit des schwarzen Königs ins Auge fiel. Dann, nachdem er sich von den Umständen überzeugt hatte, spielte er 1.Lb2-a3! Tb4xb1 2.Dc1-h6+!! Kg7xh6 - 2...Kg7-f7 3.Dh6-f8# - 3.La3-f8+, worauf sein Kontrahent Schoris die Waffen streckte wegen 3...Kh6-h5 4.Lf1-e2+ Kh5- g5 5.h2-h4#


Erstveröffentlichung am 23. Oktober 2003

13. Oktober 2016


Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang