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SCHACH-SPHINX/06092: Streitroß der alten Sitte (SB)


In Odessa, der Stadt des Odysseus, war er 1925 an einem warmen Märztage geboren worden. Efim Geller arrivierte bald schon zu einem erfolgreichen Schachspieler, wenngleich man dies nicht mit heutigen Augen und Maßstäben betrachten darf. Denn er war 27 Jahre alt, als er seinen Anker warf und fortan für viele Jahrzehnte unter den stärksten Großmeistern der Welt seinen Platz behauptete - heutzutage pflegt man 20jährig an die Spitze zu kommen und gehört mit 30 Jahren fast schon zum alten Eisen. Seinen Kommentaren fehlte nie der Biß. Offenbar spornte die Schwarzmeerluft den ironischen Geist an. Daß er später als Doktor der Wirtschaftswissenschaften in Moskau lebte, tat seiner Veranlagung keinen Abbruch. Er war ein Streitroß der alten Sitte. Wo er auf Turnieren auftauchte, konnte man sicher sein, daß seine Partien nicht ohne Verve gespielt wurden. Er war zwar kein Tal der Kombinatiosnkunst, doch mit seinem Kollegen aus Riga teilte er dieselbe stürmische Angriffsfreude beim Spiel. 1955 gewann er erstmals die Landesmeisterschaft der UdSSR. Mit 55 Jahren vollbrachte er dies Kunststück ein zweites Mal und überrundete dabei die junge aufstrebende Garde, die sich aus Artur Jussupow und Garry Kasparow rekrutierte. Jussupow war seinerzeit 19 Jahre alt und hatte drei Jahre zuvor die Juniorenweltmeisterschaft gewonnen. Gerade mal 16 Lenze zählte Kasparow, noch nervös bei schwierigen Stellungen, aber beseeelt von unbändigem Matteifer. Im heutigen Rätsel der Sphinx gelang Geller im besten Mannesalter ein glänzender Sieg über seinen Kontrahenten Csom. Mit den weißen Steinen hatte er eine positionell überlegene Stellung erlangt. Nun, Wanderer, siehst du das krönende Siegesopfer?



SCHACH-SPHINX/06092: Streitroß der alten Sitte (SB)

Geller - Csom
Budapest 1973

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Der englische Meister Barnes ging in Rauch und Feuer unter, als er auf 1...Lc8-e6 2.Lc4xe6 erwiderte. Morphy ließ seinen Kontrahenten nicht mehr aus den Fängen: 2...Sb4-d3+! 3.Dd1xd3 - 3.c2xd3 Lc5-b4+ - 3...e4xd3 4.0-0-0 Lc5xa3 5.Le6-b3 d3-d2+ 6.Kc1-b1 La3-c5 7.Sf7-e5 Ke8- f8 8.Se5-d3 Ta8-e8 9.Sd3xc5 Dg2xf1 10.Sc5-e6+ Te8xe6 und Weiß gab auf.


Erstveröffentlichung am 03. Februar 2004

26. Januar 2017


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