SCHACH-SPHINX/06207: Spiel aus dem Handgelenk (SB)

Beim Blitzschach ist es unerläßlich, daß die Figuren nur so übers Brett fliegen. Schließlich hat jeder der Spieler nur insgesamt fünf Minuten Bedenkzeit. Das Auge muß dann schneller denken als das Gehirn. Bei einer normalen Turnierpartie ist Eile allerdings kein dringendes Gebot der Vernunft. Die einzelnen Züge können gründlich durchdacht und der Plan ausgewogen gestaltet werden. Zwar sieht man die Meister zumal in der Eröffnung eine Art Blitzschach spielen. Was jedoch nur daran liegt, daß sie sich aus unzähligen Wettkämpfen kennen und daher wissen, wie der andere in dieser oder jener Variante vorgehen wird. Bei Spielern der unteren Chargen wird das Handgelenk freilich weniger belastet. Für gewöhnlich läßt man sich Zeit. Anders als die Herren Großmeister hat man die Eröffnungsenzyklopädie nicht abrufbar im Kopf. Wer allerdings weiß, was er will, wie beispielsweise der Düsseldorfer Andreas Grolms beim Mannschaftswettkampf zwischen dem SV Turm 1931 Mühlheim und SV Mühlheim-Eichbaum, der bringt es dann auf weltrekordverdächtige 19 Züge in den ersten 60 Sekunden, und das, obgleich er nebenbei all seine Züge feinsäuberlich auf dem Partieformular notieren mußte. Bedauerlich war nur, daß er im heutigen Rätsel der Sphinx den Stellungsvorteil nach nunmehr 1...c5xd4? wieder einbüßte, wonach das Spiel rasch im Remissande verlief. Wieviel hätte sich Grolms zuletzt doch ein wenig mehr Bedenkzeit gönnen sollen, nicht wahr, Wanderer?

Otto - Grolms
Mühlheim 1986

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Kommt Weiß in der Nimzoindischen Verteidigung ungestraft zu einem Vollbauern-Zentrum, so hat er alle Trümpfe in der Hand. So konnte sich der Kubaner Arencibia nach 1.e3-e4! seines Sieges sicher sein. Sein Kontrahent Agdestein versuchte zwar noch, mittels 1...Sc1-e2+ 2.Kg1-f1 Dg6-g8 3.Tb2xc2 Tc8xc2 4.d4-d5 Se2-c3 ein Gegenspiel zu arrangieren, doch das Fallen seines Blättchen bewahrte ihn davor, sang- und klanglos unterzugehen. Nach 5.Td1-e1 hätte die Drohung e4-e5 über kurz oder lang die Partie entschieden.

Erstveröffentlichung am 27. Mai 2004

21. Mai 2017

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