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SCHACH-SPHINX/06242: Prüfstein der Grenzbegegnung (SB)


Was ist das Faszinierende am Schach? Da setzen sich zwei Menschen gegenüber, spielen, brüten, reden fast kein Wort miteinander, und sind doch innigst damit beschäftigt, sich kennenzulernen. Der Vorwand ist geradezu bezaubernd in seiner Einfachheit. Politische Meinungen, Philosophien, Anhänglichkeiten an diesen Fußball-Klub oder an jenen Romanautor, all dies spielt plötzlich überhaupt keine Rolle. Die beiden betreten ein Feld, das noch ohne Konturen ist. Nichts hat hier Belang. Nicht das Vortäuschen freundlicher Gesinnungen, nicht die Vermessenheit irgendwelcher ethischer oder moralischer Standpunkte trüben die Begegnung. Es ist ein Kampf, der sich hier austobt, aber kein Blut fordert. Jeder hat die Chance, ungeachtet seines sozialen Standes, seiner Parteizugehörigkeit oder weltanschaulichen Auffassung zu tun, was jeder Mensch im tiefsten Kern seines Wesens tun möchte. Garry Kasparow hat dazu gesagt: "Mein Traum ist es, daß eines Tages das Schachbrett das einzige Schlachtfeld der Erde sein wird." Die Grenze ist das Brett, Symbol für alle Geschiedenheit. Es ist unerheblich, wer gewinnt, solange ihn der Fortbestand der Grenze immer zum Verlierer macht. Im Schach wird diese Grenzbegegnung jedoch zum unblutigen Prüfstein einer menschlichen Weiterentwicklung. Und kann es etwas Faszinierendes geben als ebendies? Im heutigen Rätsel der Sphinx hatte der Internationale Meister Beat Züger mit Weiß eine schlagende Überraschung für seinen großmeisterlichen Kontrahenten Nemet parat, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/06242: Prüfstein der Grenzbegegnung (SB)

Züger - Nemet
Luzern 1994

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Die schwarze Attacke ließ sich mit 1.Ld3xh7+ Kg8-f8 2.Te1-e3 a4xb3 3.c2-c3! zurückschlagen. Nach 3...Db4-b5 konnte John Kellner sogar den Spieß umdrehen: 4.Te3-f3 Sc5-a4+ 5.Kb2-b1 Kf8-e8 6.Lh7-g6! und Schwarz gab auf. Gegenwehr war nicht mehr möglich, zum Beispiel 6...f7xg6 7.Dh4-h8+ Ke8-d7 8.Tf3-f7+ Kd7-c8 9.Sc4-d6+ Kc8-b8 10.Dh8xd8+ Kb8-a7 11.Sd6xb5+


Erstveröffentlichung am 01. Juli 2004

25. Juni 2017


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