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SCHACH-SPHINX/06283: Kummer des französischen Läufers (SB)


Die Französische Verteidigung 1.e2-e4 e7-e6 2.d2-d4 d7-d5 gilt als eine der solidesten Entgegnungen auf den Königsbauernzug. Großmeister aller Couleur und Nationalität haben sich ihrer bedient mit teilweise beachtlichem Erfolg. Auch heute feiert sie viele Siege und ist aus den Turnierhallen nicht wegzudenken. Dabei hat der Nachziehende mit ihr nicht geringe Schwierigkeiten zu lösen. Sorgenkind dieses Verteidigungssystems ist der durch die Bauernformation e6-d5 eingeschlossene Damenläufer. In der Schachsprache witzelt man darüber und gibt dem Pechvogel den Namen "französischer Läufer" oder auch "Großbauer", denn zum Bauern wird der Läufer in der Tat für lange Zeit degradiert. Zuweilen jedoch erwacht der Nesthocker zu ungeahnten Kräften. Seine Befreiung stößt zwar auf viele Hindernisse, wird er dann jedoch vom Joch entbunden, kann er gewaltig auf das Stellungsgeschehen einwirken wie beispielsweise im heutigen Rätsel der Sphinx. Der holländische Großmeister Jan Hein Donner ließ sich vom "französischen Gerücht" nicht beirren und band die Schwäche der weißen Grundreihe und die Ungeschütztheit der weißen Dame zu einem überraschenden Einfall zusammen. Also, Wanderer, um es mit Friedrich Wilhelm Schelling zu sagen: "Sehr geringe Unterschiede begründen manchmal sehr große Verschiedenheiten."



SCHACH-SPHINX/06283: Kummer des französischen Läufers (SB)

Van den Berg - Donner
Bewerwijk 1963

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Nach der Partie warf sich der junge Schulz auf die Analyse der Stellung, entdeckte sein Malheur, eilte zu Spasski hin und zeigte ihm den Zug, der zum Sieg geführt hätte. Der Ex-Weltmeister beäugte die Stellung und rief aus: "Horrible!" Tatsächlich wäre Spasski nach 35...a6-a5? wegen des Scheinopfers 36.Lh1xf3! e4xf3 37.Ta3-d3 im Endspiel ohne Chance gewesen.


Erstveröffentlichung am 11. August 2004

5. August 2017


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