Schattenblick → INFOPOOL → SCHACH UND SPIELE → SCHACH


SCHACH-SPHINX/06349: Ungleiche Schwestern (SB)


Während Judit Polgar, die jüngste des weltberühmten Schwestertrios, mit ihren Figuren verfährt, als schickte sie eine Kavallerie in die Schlacht unter Kanonendonner und wildem Trompetensignal, so pflegt ihre älteste Schwester Zsuzsa einen ganz anderen, ungleich positionelleren Stil. Dabei haben beide von Kindesbeinen an dieselben Lehrer gehabt und sich durch dieselben Bücher durchgelesen. So verwunderlich ist ihre grundverschiedene Entwicklung hingegen wieder nicht. Als Erstgeborene hatte Zsuzsa die Last der Verantwortung zu tragen. Sie, die überall erst den Weg freiräumen mußte von Vorurteilen - Männer können ja so entsetzlich eingebildet sein! -, hatte gar keine Zeit, sich Extravaganzen anzugewöhnen. Klein-Judit profitierte davon, daß Zsuzsa den Part der Vorkämpferin übernehmen mußte. Im Schatten ihrer großen Schwester konnte sie ungeniert all das tun, was sich Szusza tunlichst verkneifen mußte, nämlich wild herumzuexperimentieren. Zsuzsa ist Frauenweltmeisterin. Sie ist ihren Weg soweit gegangen, wie es ihr möglich war. Das Territorium der Männer indes ist ein Bezirk, auf dem sie sich nur unter Vorbehalt behaupten kann. Irgendwo in diesen Anpassungsprozessen hat sie sich doch in die Schublade 'Frauenschach' hineinmanövrieren lassen. Judit hatte das Glück, zu jung zu sein für die Rolle der Vorzeigefrau. So konnte sie den Umweg vermeiden, der ihrer Schwester zum Stolperweg wurde. Im heutigen Rätsel der Sphinx gelang Zsuzsa dennoch ein passabler Sieg über den seinerzeit 77jährigen amerikanischen Meister Arnold Denker. Sie selbst war damals eine junge Frau von 21 Jahren. Trotz der vorangegangenen Abtauschwelle behielt sie mit den weißen Steinen die Initiative und Oberhand. Also, Wanderer, wie nutzte sie die Felderschwächen in der schwarzen Stellung für ihren Sieg aus?



SCHACH-SPHINX/06349: Ungleiche Schwestern (SB)

Z. Polgar - Denker
New York 1989

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Klein fing er an, dieser Peter Leko, mit dem Kombinieren. Später sollten noch so manche Donnerzüge von mir kommen. In Fond du Lac übte er sich noch ein. Aber es reichte, daß er nach 1...g7-g6 mit 2.Le3xh6! Sf8-h7 3.Dd2-c2 die Partie gewann. Der Einschlag auf g6 war nicht mehr vernünftig zu verhindern. Indes scheiterte 2...g6xh5 an der hübschen Wendung 3.Th3-g3+ Sf8-g6 4.Ld3xg6 f7xg6 5.Tg3xg6+ Kg8-h7 6.Tg6-g7+ Kh7- h8 7.Dd2-d3 bzw. 5...Kg8-h8 6.Lh6-g7+ Kh8-g8 7.Lg7-f6+ Kg8-f7 8.Tg6- g7+ Kf7-f8 9.Dd2-h6


Erstveröffentlichung am 16. Oktober 2004

10. Oktober 2017


Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang