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SCHACH-SPHINX/06363: Breslauer Zirkel (SB)


In Breslau sind einige berühmte Schachmeister geboren worden. Der größte unter ihnen war sicherlich der Mathematik-Professor und Sieger des ersten internationalen Turniers in London 1851 Adolf Anderssen. Ein anderer, der es zu Weltruhm brachte, war Siegbert Tarrasch, der sich vergebens bemüht hatte, seinen herzverfeindeten Kontrahenten Emanuel Lasker vom Weltmeisterthron zu stoßen. Die Feindschaft hielt indes nicht ein Lebenlang. Später zollten sie einander doch Hochachtung - wenngleich nur von Meister zu Meister und nicht menschlich. Ein dritter Meister aus dem Breslauer Kreis war der Kaufmann Daniel Harrwitz, den man schnell übersehen konnte, so kleinwüchsig wie er war. Groß an ihm war allerdings seine unbedingte Liebe zum Schachspiel. So trug er am liebsten zur optischen Unterstreichung seiner Leidenschaft Hemden und Krawatten mit Schachsymbolen, was ihm einige Scherzworte einbrachte. Harrwitz war ein Wandervogel. So besuchte er im 19. Jahrhundert die Stätten, wo sich die zeitgenössischen Schachgeister versammelten, das waren Paris und London. Da zu seiner Zeit Turniere noch nicht stattfanden, trug er etliche Zweikämpfe gegen die französischen und englischen Häupter aus. Seinen größten Erfolg hatte er 1848, als er gegen seinen Breslauer Kollegen Anderssen je fünf Partien gewann und verlor. Auch als Blindspieler betrat er seinerzeit Neuland, als er an acht Brettern gleichzeitig ohne Ansicht des Brettes spielte. In die Theoriewerke ging er durch seine 1848er Partie gegen Mayet ein, der nach 1.d2-d4 d7- d5 2.c2-c4 e7-e6 3.Sb1-c3 Sg8-f6 4.Lc1-g5 Sb8-d7 5.c4xd5 e6xd5 im heutigen Rätsel der Sphinx den fatalen Fehler 6.Sc3xd5?? machte. Damals gab es eben kaum Eröffnungsliteratur, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/06363: Breslauer Zirkel (SB)

Mayet - Harrwitz
Berlin 1848

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Geblendet vom vielen Rauch und Getümmel der Schlacht, fand der Kieler Meister Alfred Brinckmann nicht die kürzere Siegeswendung 1.Dh5-g6! Lf4-g5 2.Tg3xg5 h6xg5 3.f5-f6. Sein Schaffen als Mensch und Schachspieler war dadurch allerdings in keinster Weise geschmälert.


Erstveröffentlichung am 30. Oktober 2004

24. Oktober 2017


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