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SCHACH-SPHINX/06411: Zeit für den Augenarzt (SB)


Nichts schmerzt einen Großmeister so sehr, als in einer Turnierpartie, ohne daß ihm das Alibi der Zeitnot entschuldigend zur Seite stünde, eine einfache Gewinnfolge zu übersehen. Bei zwei verpaßten Gewinnsequenzen in ein und derselben Stellung wird man dann wohl einen Augenarzt konsultieren. In Tilburg beim 3. Interpolis- Großmeisterturnier von 1980 traf der deutsche Spitzenspieler Robert Hübner in der letzten Runde auf den Ex-Weltmeister Wassili Smyslow. Hübner hatte das Turnier mehr als lau gespielt. Bis dahin stand für ihn keine einzige Gewinnpartie zu Buche, nur acht Remisen und leider auch zwei Niederlagen. In der Partie gegen Smyslow spielte er mit den weißen Steinen gegen das slawische Damengambit. Smyslow zeigte nicht viel Erfindungswitz und behandelte die Partie mehr nüchtern als mit Esprit, so daß Hübner bereits im zwölften Zug eine gefährliche Initiative entwickeln konnte, diese ausbaute und schließlich bei seinem 26. Zug eine klare Gewinnstellung erreicht hatte. Es war alles viel zu einfach gegangen. Mächtig stand ein weißer Freibauer auf d7 und Schwarz war ohne Gegenspiel. Alles ging so reibungslos vonstatten, daß Hübner im heutigen Rätsel der Sphinx nun das schablonenhafte 26.De2-e4 spielte, was kein Fehler war, denn nach 26...Sd5xc3 27.De4xg6 h7xg6 28.Tb7-c7 Sc3-e2+ 29.Kg1-f1 Se2-f4 30.Lg2-d5! streckte Symslow die Waffen. Hübner ärgerte sich dennoch schwarz, als er bei der nachträglichen Analyse zwei glasklare Gewinnfortsetzungen im 26. Zug entdeckte. Welche kurzen Gewinnfolgen hatte Hübner glatt übersehen, Wanderer?



SCHACH-SPHINX/06411: Zeit für den Augenarzt (SB)

Hübner - Smyslow
Tilburg 1980

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Auf 1...g6xf5 hatte Lasker gelauert, nun machte er kurzen Prozeß mit der defizitären schwarzen Stellung: 2.Dh4-h5+ Kf7-e7 3.Tg1-g8 Ke7-d6 4.Tf1xf5 De5-e6 5.Tg8xe8 De6xe8 6.Tf5xf6+ Kd6-c5 7.Dh5-h6 Te3-e7 8.Dh6- h2 De8-d7 9.Dh2-g1+ d5-d4 10.Dg1-g5+ Dd7-d5 11.Tf6-f5 Dd5xf5 12.Dg5xf5+ Kc5-d6 13.Df5-f6+ und Steinitz strich die Segel.


Erstveröffentlichung am 16. Dezember 2004

11. Dezember 2017


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