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SCHACH-SPHINX/06637: Unersättliche Empirik (SB)


Empirik, so nennen wir unsere Unfähigkeit, aus Fehlern endgültig zu lernen. Die Summe der Erfahrungen soll dann als Quintessenz sozusagen irgendwann in der Zukunft den letzten Punkt der Einsicht erreichen. Bis dahin müht sich der Mensch auf dem Feld der Mißverständnisse, der Gedankenlosigkeiten und Blackouts ab, aber je mehr er zusammensammelt, desto mehr verliert er den Überblick für das Wesentliche. Die Menge macht es also nicht aus, was in früheren Jahrhunderten "Vollkommenheit" geheißen hat. Das Schachspiel ist durch seine mathematische Überprüfbarkeit im Grunde doch ein hervorragendes Mittel, um hinter das Geheimnis der Lückenhaftigkeit des Verstandes zu kommen, möchte man meinen. Offensichtlich haben die Schachmeister jedoch für solcherlei Überlegungen keine Zeit. Immer wieder tauchen neue Varianten am Horizont auf, immer wieder treibt es ihn zu neuen Turnieren, neuen Erfahrungen, neuen Fehlern. Vielleicht ist Vollkommenheit in der Unendlichkeit der Möglichkeiten auf dem Schachbrett gar nicht möglich, fragt sich der Pessimist, und sein Antagonist, der stets zu einem optimistischen Lächeln aufgelegte Positivist, erwidert, daß der Lohn der Mühe in der Annäherung an ebendieses unerreichbare Ideal läge. Man könne lediglich die Fehlerhäufigkeit verringern, am Übel jedoch nichts ändern. Das sei der Leitfaden der Kunst. Die Menschheitsgeschichte gibt beiden recht. Wer wollte sich auch diesem "Gesetz" verweigern. Auch im heutigen Rätsel der Sphinx war Unvollkommenheit der Stoff, aus dem Weiß seinen Sieg schmiedete. Sein Kontrahent spielte nämlich nun 1...f7xg6? und erwarb sich damit eine weitere bittere Erfahrung, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/06637: Unersättliche Empirik (SB)

Hracek - Babula
Odorheiu 1995

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Jahrein, jahraus und lange gewartet, um dann endlich mit 1...Sf6xe4!! den Lohn des Sieges zu empfangen: 2.Sc3xe4 - 2.f3xe4 Lg7xc3 3.Le3-d4 (3.Dd3xc3 Db4xc3 4.b2xc3 Sc4xe3 oder 3.b2xc3? Db4-a3+) 3...Lc3xd4 4.Dd3xd4 Ld7xg4 - 2...Sc4xb2 3.Dd3-d2 Db4-a3 4.Kc1-b1 Sb2-c4! 5.Dd2-c1 Lg7-b2 6.Le3-c5 d6xc5 7.Dd2-g5 Lb2-g7 8.Dg5-c1 Da3-a4! 9.c2-c3 b7-b6 10.Dc1-g5 Ta8-e8 11.h4-h5 h7-h6 12.Dg5-f4 g6-g5 13.Df4-c1 Ld7-e6 14.Th1-e1 a7-a5 15.Te1-e2 Da4-b5 16.Kb1-a1 a5-a4 17.Sb3-d2 Sc4-b2! 18.Td1-e1 Sb2-d3 19.Dc1-b1 Db5-a6 20.Te1-d1 Sd3-b4! - was für ein feuriges Roß! - 21.Te2-e3 Le6xa2 22.Db1-b2 Te8-d8! 23.Td1-e1 La2-b3 24.Sd2xb3 a4xb3+ 25.Ka1-b1 Sb4-c2 und Weiß gab auf, da er nach 26.Db2xb3 Sc2xe3 27.Te1xe3 Da6-f1 28.Kb1-b2 Td8-a8 ruiniert gewesen wäre.


Erstveröffentlichung am 29. Juli 2005

28. Juli 2018


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