Nachdem das Hauptgeplänkel vorbei ist, auf dem Brett ein kompliziertes Endspiel steht und die Spieler müde und erschöpft sind von den vorangegangenen Denkstrapazen, treten nicht selten grobe Fehler auf. Oft geht dann der ganze errungene Vorteil verloren. Im heutigen Rätsel der Sphinx hatte der Internationale Meister Toth im Grunde mit Weiß eine Gewinnstellung erreicht. Sein Mehrbauer wäre bei entsprechend sinnvollem Vorgehen leicht zu verwerten gewesen. Doch der Italiener folgte plötzlich einem irritierenden Gespenst und zog nun 1.Tf1-b1?, was seinem kolumbianischen Kontrahenten Castro erlaubte, die Partie mit 1...Lg7xe5 2.Tb1xb7 Le5xc3 3.Kg1-f1 - offenbar hatte Toth hier übersehen, daß 3.Tb7xa7? an 3...Lc3-d4+ mit Turmverlust scheitert - 3...Lc3-e5 4.Tb7xa7 c4-c3 5.Ta7-a8+ Kg8-h7 6.Ta8-c8 Te6-a6 7.Tc8-c5 f7- f6 8.Lh4-e1 Ta6-a3 9.g2-g4 ins Remis zu retten. Bedauerlich für Toth, der bis dahin wirklich hervorragend gespielt hatte. Denkfehler wie 1.Tf1-b1? kommen in der Turnierpraxis sehr häufig vor. Oft versäumen die Spieler einfach, vielleicht ist auch Zeitnot daran schuld, aufzustehen und frische Luft zu schnappen, ehe der nächste Partieabschnitt angegangen wird. Nun, Wanderer, wie hättest du das Endspiel für Weiß siegreich abgeschlossen?
Toth - Castro
Rom 1980
Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Mit 1...g6-g5 hoffte der Nachziehende, seine Rochadestellung auf den
schwarzen Feldern blockieren zu können. Doch war seine Position
bereits derart geschwächt, daß Weiß auf taktischem Wege sein Ziel
erreichen konnte: 2.Sf3xg5! f6xg5 3.Le3xg5 Dd8-c7 4.f5-f6 -
Einschnürung - 4...Lg7-h8 5.Lg7-h6 Dc7-e5 - es drohte 6.Dh4-g5+ mit
sofortigem Gewinn - 6.Lh6xf8 Ta8xf8 7.g4-g5 De5xb2 8.Dh4-h6 Tf8-d8
9.g5-g6! h7xg6 10.Tg1xg6+ Lf7xg6 11.Dh6xg6+ Kg8-f8 12.e4-e5! und
Schwarz gab auf. Er kann seinen König gegen die zahlreichen Drohungen
nicht mehr verteidigen.
Erstveröffentlichung am 4. Oktober 2005
3. Oktober 2018
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