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SCHACH-SPHINX/06719: Mit blinden Augen sehen (SB)


Nicht alle Großmeister beschäftigen sich mit der wohl größten Herausforderung geistigen Ringens im Schach, nämlich der Blindpartie. Aus psychologischer Seite wurden vor dem Spiel ohne Ansicht des Brettes gewarnt. Die Grenze der Imaginationskraft werde gefährlich verschoben, Nervenschäden könnten bei einem exzessiven Spiel die Folge sein. Auch Suchterscheinungen wären nicht auszuschließen. Bestätigt wurden derlei Annahmen nie, und dennoch greifen heutzutage Großmeister nur selten zu dieser Partievariante. Sie haben einfach keine Veranlassung dazu. Auch als Attraktion in einem Showkampf fehlt die nötige Resonanz. 1923 in Berlin hingegen waren die Zuschauer hellauf begeistert, als ihr Matador Friedrich Sämisch sich im Blindlingsschach, wie man früher dazu sagte, mit Alexander Aljechin maß. Die Partie im heutigen Rätsel der Sphinx nahm einen denkwürdigen Verlauf. Sämisch hatte zuletzt 1...Lf6-e5 gespielt und wurde nun von Aljechins 'seherischer' Kombinationskunst überrascht. Nach 2.f5xe6!! Le5xg3 3.e6xf7+ Kg8-h8 4.Sc3-d5! gab Sämisch zum Erstaunen des Publikums auf. Nun, Wanderer, was hatte das Berliner Urgestein im Gegensatz zu den Kiebitzen 'gesehen'?



SCHACH-SPHINX/06719: Mit blinden Augen sehen (SB)

Aljechin - Sämisch
Berlin 1923

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Es war eine Partie unter ungleichen Voraussetzungen. Während Kortschnoj eher von einem Zug in den anderen stolperte, griff Hübner sehr entschieden an und beendete Kortschnojs Leiden mit 1...Dg5-f4! 2.Dc4-e2 Tb1xb6 3.De2-a2 Sc6-e5 4.Td7-d8+ Kg8-h7 5.Da2-g2 Df4-h4 6.Td8- d5 Tb6-b1 7.Dg2-f1 f7-f5 8.Df1-e2 - planloses Hin- und Hergeschiebe, aber was sonst tun? wird sich Kortschnoj gefragt haben - 8...g7-g5 9.Kh1-g1 Dh4-h3 10.De2-c2 Se5xf3+ und hier fand er eine Antwort und gab auf.


Erstveröffentlichung am 19. Oktober 2005

18. Oktober 2018


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