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SCHACH-SPHINX/06722: Botwinniks Errungenschaft (SB)


Der Zweite Weltkrieg brachte leider den Fahrplan zweier Weltmeisterschaftskämpfe zu Fall. Der amtierende Champion Alexander Aljechin hatte noch vor dem Ausbruch der Kriegshandlungen Salo Flohr ein Duell zugebilligt, das dann jedoch nicht mehr zustandekam. Interessanter wäre jedoch sein Zweikampf mit Michael Botwinnik geworden, der dann 1948 tatsächlich den Titel des Weltmeisters errang, allerdings nicht mehr im Zweikampf mit Aljechin, den dieser war einige Jahre zuvor gestorben. Beide waren von ganz unbestechlicher Präzision, gewiefte Taktiker, die auf einem soliden positionellen Fundament ihre Pläne entwarfen. Überhaupt brachte Botwinnik ein neues Element in die Turnierpraxis: die Vorbereitung. Zwar hatte es auch vor ihm große Forscher auf dem Gebiet der Schachtheorie gegeben, wie zum Beispiel Paul Keres. Aber keiner ging in seinen Heimanalysen so weit wie Botwinnik, der ganze Kontinente eröffnungstheoretischer Feinheiten durchwanderte und seine Gegner auf zuvor erforschtem Gebiet besiegte. Nur weniges entging seinen Planungen, und als nach Ende des Krieges die beiden Supermächte USA und Sowjetunion in einem Radiomatch ihre besten Schachspieler gegeneinander antreten ließen, saß Botwinnik am ersten Brett und konnte den Amerikaner Denker in einer sehenswerten Partie in Grund und Boden spielen. In der Diagrammstellung zog Denker in deutlich schlechterer, ja hoffnungsloser Position 1.Dc1-f4 und gab vier Züge später auf. Etwas verwickelter wäre der schwarze Gewinnweg im heutigen Rätsel der Sphinx nach 1.Lg5-f4 gewesen, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/06722: Botwinniks Errungenschaft (SB)

Denker - Botwinnik
Radiomatch 1945

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Als Bestrafer einer göttlichen Instanz trat Alexander Aljechin auf, nachdem sein Brettrivale Grünfeld mit 1.f2-f3? die Gesetze der Schachkunst durcheinandergewirbelt hatte. Mit 1...Td8xd4! stellte Aljechin diese wieder her. Der Turm war tabu wegen 2.e3xd4 Lg7xd4+ 3.Kg1-f1 Sd3-f4 4.De2xe4 - 4.De2-d2 Dc8-c4+ 5.Kf1-e1 e4-e3! 6.Dd2xd4 Sf4xg2+ - 4...Dc8-c4+ 5.Kf1-e1 Sf4xg2+ 6.Ke1-d2 Ld4-e3+, so daß sich Grünfeld mit 2.f3xe4 bescheiden mußte. Aber Bescheidenheit war Aljechin nicht weniger verhaßt, und so setzte er der Partie mit seiner immer wieder verblüffenden Kombinatorik die Krone auf: 2...Sd3-f4!! 3.e3xf4 Dc8-c4! 4.De2xc4 Td4xd1+ 5.Dc4-f1 Lg7-d4+ und Weiß gab auf, einen Zug vor dem Matt.


Erstveröffentlichung am 22. Oktober 2005

21. Oktober 2018


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