Miguel Najdorf hatte in seiner langen Schachkarriere vieles gesehen. Überrumpeln ließ er sich nicht mehr, dachte er, als er seinem Kontrahenten Salazar gegenübersaß. Dieser brütete nun schon über etliche Minuten still vor sich hin. Allmählich beschlich Najdorf Unruhe. Nun ertappte er sich selbst dabei, wie er emsig in die Stellung hineinspähte. Er runzelte die Stirn, schüttelte ungläubig den Kopf und fragte sich insgeheim: Worüber sinnt Salazar nur solange nach? Droht denn Gefahr? Nun ja, die weiße Stellung sah in der Tat nicht besonders vielversprechend aus. Ohne Frage hatte Schwarz die Zügel in der Hand. Rechtfertigte dies aber das lange Hin- und Herwägen? Da ging ein Zucken durch Salazars Hand. Najdorf, der alte Fuchs, legte die Ohren flach. Kam nun der Hieb, der Schlag aus dem Nichts? Nun, Wanderer, Najdorfs Kontrahent hatte im heutigen Rätsel der Sphinx durchaus Ursache für eine gründliche Berechnung. Drei Pointen mußten genau abgewogen werden, drei Pointen, die Najdorfs Niederlage besiegelten.
Najdorf - Salazar
Santiago de Chile 1980
Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
John van der Wiel ist sicherlich der einzige Meister, der mit ein und
derselben Opferkombination zwei Siege erzielte. Wie schon zuvor gegen
Baljon gewann er gegen Ribli mit 1.Tf1xf7! Tf8xf7 2.Ld5xf7+ Kg8xf7
3.Dd1-h5+ Kf7-g8 - 3...g7-g6 4.Dh5xh7+ oder 3...Kf7-f8 4.Sd4-e6+ Kf8-
g8 5.Dh5-e8+ Le7-f8 6.Ta1-f1 - 4.Dh5-e8+ Le7-f8 5.Sc3-d5! Db6xd4 6.Sd5-
e7+ Kg8-h8 7.Ta1-f1 Dd4-f6 8.Tf1xf6 g7xf6 9.Kh1-g1! Kh8-g7 10.Se7-f5+
Kg7-g8 11.Sf5xd6 Kg8-g7 12.De8-f7+ Kg7-h8 13.Sd6-e8!, und erst an
dieser Stelle wich der Ungar von der Vorgängerpartie ab. Baljon hatte
nach 12...b7-b5 13.Se8xf6 Sd7xf6 14.Df7xf6+ Kh8-g8 15.Df6-g5+ Kg8-f7
16.Dg5-d5+ Lc8-e6 17.Dd5xa8 Lf8-c5 18.Kg1-f1 Le6-c4+ 19.Kf1-e1 e3-e2
20.Da8-b7+ Kf7-e6 21.Db7-c6+ Lc5-d6 22.b2-b3 aufgegeben. Ribli verlor
noch schneller: 12...h7-h6 13.Se8-c7 Lf8-c5 14.Kg1-f1 Sd7-f8 mit
gleichzeitiger Aufgabe.
Erstveröffentlichung am 28. Februar 2006
27. Februar 2019
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