"Für mich ist das Schachspiel vor allem Kampf, obwohl ich die ästhetische Grundlage dieses Spiels stets sehr hoch einschätze. Eine schöne Kombination oder ein raffiniertes Positionsmanöver rufen Bewunderung hervor; ausschlaggebend ist für mich jedoch die sportliche Seite", ließ Anatoli Karpow vor etlichen Jahren vernehmen und stellte sich damit auf die Seite jener, die einzig und allein im Tabellenstand den wahren Nutzen und die echte Herausforderung des Schachspiels ansiedeln. Gewinnermentalitäten waren schon immer die Antipoden zu jener Art von Spielern, die im Künstlerischen, kreativ sich Ausschöpfenden den Schwerpunkt legten vor der simplen Arithmetik von Siegen, Niederlagen und Remisen. Ob die Grusinierin Nona Gaprindaschwili im heutigen Rätsel der Sphinx nur den Sieg im Blick hatte, oder vielleicht doch zumindest aus den Augenwinkeln heraus auf der Suche nach einer vollendeten Partie war, läßt sich nur vermutungsweise sagen, unbestreitbar ist jedoch, daß sie den letzten Zug ihrer Kontrahentin Maksimovic 1.Le2-c4? auf künstlerisch sehr feine Weise bestrafte, Wanderer.
Maksimovic - Gaprindaschwili
Jaice 1983
Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Die Gliederung ins scheinbar Harmonische beider Stellungen trügte, und
Meister Kestler wußte, auf das Chaos zu seinen Gunsten zu pochen:
1.Se5xf7! Db8-b2 - denn 1...Sd6xf7? 2.Te1-e8+ kostet die Dame und
1...Ta2-a6 2.Te1-e7 Db8-b1+ 3.Kg1-h2 Sd6xf7 4.Dd7-c8+ Material - 2.Te1-
e8+! Sd6xe8 3.Dd7xe8+ Kg8-h7 4.De8-h8+ Kh7-g6 5.Sf7-e5+ Kg6-f5 6.Dh8-
f8+ und Schwarz gab lieber auf, als sich in wenigen Zügen mattsetzen
zu lassen.
Erstveröffentlichung am 18. Juli 2006
17. Juli 2019
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