Schattenblick → INFOPOOL → SCHACH UND SPIELE → SCHACH


SCHACH-SPHINX/07363: Aus dem Labor des Großmeisters (SB)


Bücher über das Schach gibt es zuhauf. Mal werden Eröffnungssysteme behandelt, mal strategischen Konzepten auf den Zahn gefühlt, doch kein Lehrbuch hat die Herzen der Schachjünger wohl so ergriffen wie "Aus dem Labor des Großmeisters" von Lew Polugajewski. Darin schildert der sowjetische Meisterspieler seine Erfahrungen, seine Kämpfe und Zweifel mit einer nach ihm benannten Variante aus dem sizilianischen Komplex. Als er sein Geistes Kind in die Turnierhallen einführte, war die Verblüffung kaum in Worte zu fassen. Die meisten hielten es für einen Scherz, für eine Laune des Augenblicks, vielleicht auch für eine Verwirrung der Gedanken, denn Polugajewski setzte in der frühen Eröffnungsphase mehrmals hintereinander seine Dame ein, was so ziemlich allen Eröffnungsregeln widerspricht. Doch der Sowjetspieler war von seiner Variante überzeugt, hielt sie für spielbar und tauglich auch unter härtesten Turnierbedingungen. Rückschläge gab es viele und Mitstreiter in seiner Sache nur wenige. Er hielt seiner Spielweise dennoch die Treue, obwohl die weißen Angriffssiege später, als sich doch eine beachtliche Zahl von Sympathisanten dieses Systems einfand, kaum noch zu überblicken waren. Daraus ist schließlich ein Buch entstanden mit der Chronologie seines Kampfes, nach innen wie nach außen, um das negative Urteil der Außenwelt ins Gegenteil zu verkehren. Aus dem Buch spricht eine unstillbare Leidenschaft für das Schach, gewidmet einer Variante, der Polugajewski mehr Zeit geopferte hatte als jedem anderen Spielsystem. Mit seinem Tode verebbte leider auch das Interesse an der Variante, aber man kann dennoch den Schluss ziehen, dass ihn seine Hingabe und sein Streit für dieses riskante Spiel viel über das Schachspiel gelehrt hatten. Im heutigen Rätsel der Sphinx war für Darga alles klar. Sein König machte sich auf den Weg, um die schwarzen Königsflügelbauern abzuräumen, gemäß dem Plan 1.Kb6-b7 Le2-d3 2.Kb7-c8 Ld3-e2 3.Kc8-d8? Le2-d3 4.Kb7-a6, doch als er vor dem Zug 3.Kc8-d8? stand, entdeckte er seinen Irrtum und spielte richtig 3.Kc8-b7 Le2-d3 4.Kb7-a6, was ihm den Sieg sicherte. Nun, Wanderer, in welche Selbstfalle wäre er sonst gestolpert?



SCHACH-SPHINX/07363: Aus dem Labor des Großmeisters (SB)

Darga - Spasski
Amsterdam 1964

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:

Olsens Plan mit 1.Te5xd5? hatte etwas Wichtiges außer acht gelassen, denn Schwarz spielte nicht 1...Ld6-c6, sondern schaltete das Damenopfer 1...Df1xg2+!! dazwischen und nach 2.Kh2xg2 Ld7-c6, hatte Olsen eine Figur weniger und gab auf.

8. Dezember 2024

veröffentlicht in der Schattenblick-Druckausgabe Nr. 182 vom 21. Dezember 2024


Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang