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MELDUNG/039: Neue BICC-Publikation - "Zur Typologie von Kriegsvergewaltigungen" (idw)


Bonn International Center for Conversion (BICC) - 15.10.2010

Neue BICC-Publikation: "Zur Typologie von Kriegsvergewaltigungen"


BICC brief 43 "Towards a Typology of wartime rape" entwickelt eine Typologie von Kriegsvergewaltigungen, die dazu dienen soll, die unterschiedlichen Konsequenzen dieser Form von Kriegsgewalt besser zu verstehen. Die Typologie basiert auf Untersuchungen über Kriegsvergewaltigungen in Bosnien-Herzegowina und El Salvador sowie auf Literaturstudien zu solchen Fällen in weiteren zehn Ländern (Demokratische Republik Kongo, Kambodscha, Kolumbien, Liberia, Nepal, Papua-Neuguinea/ Bougainville, Peru, Ruanda, Sierra Leone, Timor Leste). BICC brief 43 ist das Ergebnis eines Forschungsprojekts, das vom Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) gefördert wurde.

Die systematischen und weit verbreiteten Kriegsvergewaltigungen in Bosnien-Herzegowina, El Salvador und Ruanda haben dazu geführt, dass dieses Verbrechen als "Kriegswaffe" bezeichnet wird. Sie wurden international verurteilt und im Juni 2008 wurde die Resolution 1820 des UN-Sicherheitsrates zur Verhinderung des Einsatzes von Vergewaltigungen als Methode der Kriegsführung verabschiedet. "Dennoch ist es Realität, dass Kriegsvergewaltigungen häufig und auf Grund vielfältiger Motivationen geschehen. Sie werden auf verschiedene Weisen von Mitgliedern unterschiedlicher bewaffneter Gruppen verübt", unterstreicht Elvan Isikozlu, BICC-Wissenschaftlerin und eine der Autorinnen der Studie. BICC brief 43 gibt zunächst einen Überblick über die wissenschaftliche Literatur zum Thema Vergewaltigung und Krieg, fragt nach Erklärungen für dieses Phänomen, seiner Bedeutung und Funktion sowie den Faktoren, die dazu führen. Mit Bezug auf Literatur- und Feldforschung in Bosnien-Herzegovina und El Salvador wurde eine Typologie von Kriegsvergewaltigungen entwickelt. Die Studie analysiert darüber hinaus weitere zehn Länderbeispiele in Afrika (Demokratische Republik Kongo, Liberia, Ruanda, Sierra Leone), Asien (Kambodscha, Nepal), Lateinamerika (Kolumbien, Peru) und Ozeanien (Papua-Neuguinea/ Bougainville, Timor Leste), durch die die Typologie weiterentwickelt wurde. Sie stellt acht verschiedene Typen von Kriegsvergewaltigungen von Zivilistinnen und Zivilisten vor, z.B. Vergewaltigung als militärische Strategie, Vergewaltigungslager, Vergewaltigung durch Alliierte oder sexuelle Sklaverei. Schließlich beschreibt BICC brief 43 einige der Konsequenzen, die den verschiedenen Typen dieses Verbrechens zugeordnet werden können. "Unsere Untersuchung der Konsequenzen von Kriegsvergewaltigungen konzentriert sich auf sozio-ökonomische Fragen und wie diese nicht nur die vergewaltigte Person, sondern auch ihre Familie, ihre Gemeinschaft und die Beziehungen untereinander beeinflussen", erläutert Elvan Isikozlu. Die Typologie, die in BICC brief 43 als "work in progress" vorgestellt wird, erleichtert Mittelgebern und Praktikern, die notwendigen Eckpunkte zu identifizieren, um besser informiert ein zielgerichtetes Eingreifen zu gestalten. Die Studie hilft einzuschätzen, welche Maßnahmen den Bedürfnissen der von Kriegsvergewaltigung betroffenen Personen, Familien und Gemeinschaften wirklich entsprechen. "Wir beabsichtigen unsere Typologie weiterzuentwickeln, damit operationelle Instrumente und Strategien entstehen, um einerseits gefährdete Bevölkerungsgruppen vor Schikanen zu schützen und anderseits vor der Androhung und / oder Ausführung von Kriegsvergewaltigungen abzuschrecken", ergänzt Peter J. Croll, Direktor des BICC.

Die vollständige Fassung von Bicc brief 43 ist als pdf-Datei abrufbar unter:
www.bicc.de/publications/briefs/brief-43.html

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/pages/de/institution445


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Bonn International Center for Conversion (BICC), Susanne Heinke,
15.10.2010
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 19. Oktober 2010