Schattenblick →INFOPOOL →SOZIALWISSENSCHAFTEN → PÄDAGOGIK

BUCHTIP/127: Einsatz von Computern im Mathematikunterricht (idw)


Friedrich-Schiller-Universität Jena - 06.03.2007

Mathematik erleben

Collegium Europaeum Jenense (CEJ) an der Universität Jena gibt Buch zum Einsatz von Computern im Mathematikunterricht heraus


Jena (06.03.07) Mit dem kleinen Einmaleins kommt irgendwann fast jeder zurecht. Doch wenn es um Nullstellenberechnung, Grenzmengen oder nichtlineare Gleichungen geht, da hört das Verständnis bei vielen irgendwann auf. Dabei kann der Einsatz von Computern im Mathematikunterricht auch "Mathemuffeln" dazu verhelfen, komplizierte mathematische Probleme zu verstehen. Und das geradezu spielerisch, wie Wissenschaftler aus fünf europäischen Ländern bei einer Ringvorlesung des zur Friedrich-Schiller-Universität Jena gehörenden Collegium Europaeum Jenense (CEJ) im Wintersemester 2005/06 darlegten.

Deren Vorträge sind jetzt in einem englischsprachigen Sammelband nachzulesen, den das CEJ unter dem Titel "Learning in Europe - Computers in Mathematics Instruction" (Lernen in Europa - Computer im Mathematikunterricht) veröffentlicht hat. Damit widmet sich das CEJ in seiner Publikationsreihe erstmals dem Thema Didaktik. Der Sammelband soll Mathematik- und Informatik-Lehrern an deutschen Gymnasien Anregungen für die Gestaltung ihres Unterrichtes geben und dürfte insbesondere für sie von Interesse sein. Die CASIO Europe GmbH hat die Ringvorlesung und die Publikation finanziell unterstützt.

Die Grundidee ist, vom Lernverhalten der Kinder auszugehen, sagt Prof. Dr. Martin Hermann von der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Traditionell würden mathematische Grundkenntnisse pyramidenförmig "von unten nach oben" vermittelt, so der Professor für Numerische Mathematik weiter. Jeder neue Sachverhalt baue auf dem bereits erlernten auf. Doch je komplizierter die zu vermittelnden mathematischen Probleme sind, desto häufiger seien Vorstellungskraft und Abstraktionsvermögen vieler Schüler überfordert.

"Wer Kinder beobachtet, wie sie sich ein Computerprogramm aneignen, sieht schnell, dass sie anders herangehen", sagt Prof. Dr. Hermann. "Sie wälzen keine Handbücher, sondern lernen, in dem sie mit dem Programm arbeiten und spielerisch nach Lösungen suchen", fügt der Wissenschaftler hinzu. Dieses Prinzip ließe sich auch auf den Mathematikunterricht übertragen, wenn beispielsweise im Unterricht mathematische Experimente am Computer angestellt werden oder Sachverhalte grafisch dargestellt werden können.

Das aber hat Konsequenzen für die Ausbildung der Mathematiklehrer vor allem im didaktischen Bereich, sagt Prof. Dr. Hermann. Denn die Schere zwischen der rasanten Entwicklung der Computer und Software sowie dem Festhalten am traditionellen Schulunterricht öffne sich immer mehr. Die künftigen Mathematiklehrer müssten deshalb in ihrer Ausbildung in die Lage versetzt werden, solche beispielhaften Experimente für den Unterricht zu entwickeln und zu vermitteln. Dazu würden bereits Spezialvorlesungen angeboten.

Allerdings seien die Studienprofile in Mathematik und Informatik sehr stark auf die Ausbildung von wissenschaftlichem Nachwuchs orientiert. Dabei sei ein deutlicher Anstieg des Anteils von Lehramtsstudenten zu beobachten. So habe sich seit 2004 die Zahl der Lehramtsstudenten verdoppelt. War bis dahin etwa jeder zweite Mathematikstudent Lehramtsanwärter, so liegt deren Anteil inzwischen um ein Drittel höher. Tendenz: steigend. Ähnliches gelte auch für Informatikstudenten. Dem müssten die Studienangebote Rechnung tragen.

Das Buch "Learning in Europe - Computers in Mathematics Instruction" kann im Buchhandel, über das Büro des CEJ oder bei Prof. Dr. Martin Hermann bestellt werden.

Bibliographische Angaben:
Michael Fothe, Martin Hermann, Bernd Zimmermann.
Learning in Europe - Computers in
Mathematics Instruction.
Schriftenreihe des Collegium Europaeum Jenense,
Jena 2007, ISBN 978-3-933159-12-1, Preis: 8,60 Euro.

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.uni-jena.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/pages/de/institution23


*


Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Friedrich-Schiller-Universität Jena, Dr. Ute Schönfelder, 06.03.2007
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 8. März 2007