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LEHRMITTEL/190: Digitale Bücher fördern Sprachbewusstsein in der Grundschule (idw)


Universität Koblenz-Landau - 28.08.2012

Digitale Bücher fördern Sprachbewusstsein in der Grundschule



Heterogenität ist Alltag in deutschen Klassenzimmern. Ob Türkisch, Spanisch oder Russisch - Viele Kinder bringen unterschiedliche Muttersprachen und kulturelle Erfahrungen mit. Das EU-Projekt "Multilingual Virtual Talking Books", kurz MuViT, an dem unter der Federführung der Universität Frankfurt auch Wissenschaftler der Universität in Landau mitwirken, will dieser Herausforderung digital Rechnung tragen: Sprachbewusstsein, Lese- und Medienkompetenz soll anhand unterschiedlicher Sprachen bereits im Grundschulalter gezielt entwickelt werden. MuViT soll auch in die akademische Lehre integriert und bei Lehrerfortbildungen zum Einsatz kommen.

In den vergangenen zwei Jahren haben die MuViT-Kooperationspartner aus Deutschland, Spanien, der Türkei, Russland und Lettland die Software für das Lern-Lese-Medium entwickelt, Inhalte für die Talking Books, zu deutsch digitale Bücher, erstellt und das Konzept in Grundschulen getestet. "Die digitalen Bücher kommen bei Schülern und Lehrern sehr gut an", freut sich Anja Wildemann, Professorin für Grundschulpädagogik an der Landauer Universität, die mit ihrem Team MuViT in der Schulpraxis evaluiert hat. Das Herzstück sind Geschichten aus dem Alltag der Kinder mit einfachem Vokabular, die in allen verfügbaren fünf Sprachen vorliegen. Ganz nach Belieben können die Kinder am Computer zwischen den einzelnen Sprachen wechseln, die Wörter in der Mutter- und Fremdsprache vergleichen und sich somit neuen Wortschatz erschließen. Das Konzept ist sowohl für einsprachige als auch mehrsprachige Kinder. Ergänzt wird MUviT durch die Möglichkeit, selbstgeschriebene Geschichten auf die Plattform hochzuladen und sich in einem Forum auszutauschen.

Auch für die Lehrkräfte gibt es Vorteile. Sie müssen keine der Fremdsprachen beherrschen, um MuViT in ihrem Unterricht einzusetzen. "Viele Lehrer führen mangelnde Kenntnisse der verschiedenen Sprachen in ihrer Schulklasse als Grund dafür an, dieses Thema im Unterricht nicht aufzugreifen", weiß Wildemann. Zwar werde der Einsatz von MuViT im Unterricht von Lehrern als Herausforderung gesehen, wie die ersten Evaluationen in der Schulpraxis ergeben haben. Aber der Gewinn wiegt weitaus mehr. Das Testen von MuViT erfolgte unter anderem in Kooperation mit der Campusschule in Landau. "Wir sind am Austausch mit weiteren Schulen in der Region sehr interessiert", unterstreicht Wildemann.

Derzeit arbeiten die Wissenschaftler an einem Folgeantrag. Wird dieser positiv beschieden, dann sollen weitere Sprachen, darunter Französisch oder Polnisch aufgenommen und Schulmaterial für die weiterführenden Schulen sowie Kitas entwickelt werden. Die aktuelle Projektphase läuft bis Ende 2012. Dann können Schulen die MuViT-Software beim Oldenburg-Verlag erwerben.

Bereits jetzt laufen Fortbildungsseminare für Lehrer. Die Universität in Landau stellt am 11. und 13. September, jeweils von 15 bis 18 Uhr, die Software vor und erarbeitet mit den Teilnehmern Möglichkeiten zur Einbettung in den Unterricht. Anmeldungen sind bis zum 5. September möglich bei MuViT-Mitarbeiterin Mahzad Hoodgarzadeh unter hoodgarzadeh @uni-landau.de oder telefonisch unter 06341 280-34150. Weitere Informationen zu MuViT gibt es auf der Projekt-Website unter
www.mu-vit.eu.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution183

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Universität Koblenz-Landau, Bernd Hegen, 28.08.2012
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 30. August 2012