Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt - 06.03.2017
Psychologen der KU befragen Flüchtlinge in Berufsschulen ganz ohne Worte
Damit Lehrer von Berufsintegrationsklassen trotz Sprachbarrieren mehr über die persönlichen Voraussetzungen von jungen Asylbewerbern und Flüchtlingen erfahren können, entwickeln Psychologen der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) in den kommenden drei Jahren eine Form der Befragung, die ausschließlich Bildsprache verwendet. Im Rahmen des Modellprojekts "Perspektive Beruf für Asylbewerber und Flüchtlinge" fördert die Stiftung Bildungspakt Bayern das an der Professur für Psychologische Diagnostik und Interventionspsychologie (Prof. Dr. Joachim Thomas) angesiedelte Projekt aus Geldern der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft.
Ziel des Projekts ist die Entwicklung einer nonverbalen Befragung per
Computer, die Auskunft gibt über die Motivation und die
Persönlichkeitseigenschaften von jugendlichen Geflüchteten: Wie belastbar
sind sie? Haben sie Versagensängste? Wie erleben sie soziale Unterstützung
und den Kontakt mit Mitschülern und Lehrkräften? Für jeden solcher Aspekte
werden den Testpersonen zwei Bilder angeboten. Sie können dann am
Bildschirm einen Regler entlang einer Skala verschieben, um auszudrücken,
welches Motiv mehr der eigenen Persönlichkeit entspricht. "Lehrer sollen
damit Anhaltspunkte für einen individuellen, adäquaten Umgang mit den
Schülerinnen und Schülern geben und gegebenenfalls Interventionsbedarf
erkennen", so Professor Thomas. Gerade wenn noch sprachliche Hürden
vorhanden seien, könne das Verfahren beispielsweise zeigen, ob eine
Schülerin oder ein Schüler sich mehr Unterstützung wünsche. Die Umsetzung
mit Bildsprache sei pragmatischer als einen Fragebogen erst in zahlreiche
Sprachen zu übersetzen, zu validieren und zu normieren. Dies biete nicht
nur die Möglichkeit, den Test unabhängig von der Muttersprache eines
Jugendlichen zu verwenden, sondern sogar Analphabeten zu befragen.
Das computerbasierte Verfahren ermöglicht die Teilnahme einer großen Anzahl von jungen Flüchtlingen und der standardisierte Ablauf kann von Personen ohne besondere Vorkenntnisse geleitet werden. Die Interpretation der Ergebnisse und das Feedback an die Testpersonen erfolgt dann durch Schulpsychologen, Beratungslehrkräfte und Sozialpädagogen mit psychologischer Vorbildung, nachdem diese eine Schulung durch die Projektmitarbeiter durchlaufen haben.
Die Untersuchung schon existierender Bildfragebögen hat gezeigt, dass diese zu einem großen Anteil nicht eindeutig interpretiert wurden. So konnte nicht gewährleistet werden, dass jede Probandin oder jeder Proband von derselben "Frage" ausgeht. Die Herausforderung für die Projektmitarbeiter besteht deshalb darin, gemeinsam mit einem Grafiker eine Bildsprache zu entwickeln, welche unmissverständlich ist. Im Gegensatz zu bestehenden Befragungen dieser Art erhalten die Teilnehmer außerdem nicht nur ein Motiv, sondern zwei gegensätzliche Bilder, zwischen denen sie ihr Befinden einordnen können. Dies erhöht die eindeutige Zuordnung, wie eine erste Pilotstudie der Eichstätter Psychologen zeigte. Die weitere Erprobung des Fragebogens soll zum Sommersemester zunächst an den Berufsschulen in Eichstätt und Kelheim erfolgen.
Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution105
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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt,
Dipl.-Journ. Constantin Schulte Strathaus, 06.03.2017
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de
veröffentlicht im Schattenblick zum 8. März 2017
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