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JUGEND/084: Kinder wollen glücklich sein - dem Glück auf der Spur (DJI)


DJI Bulletin Nr. 85 - 1/2009
Deutsches Jugendinstitut e.V.

BERICHTE ZUR FACHTAGUNG
Kinderstudien im Vergleich
DJI-Kinderpanel, LBS-Kinderbarometer, World Vision Kinderstudie, ZDF-Glücksstudie

Kinder wollen glücklich sein - dem Glück auf der Spur

Von Christian Alt


Auch Kinder können Glück erleben - und sie sind bei Weitem glücklicher als es uns die Aussagen der pessimistischen Katastrophenpropheten zur Kindheit weismachen wollen. Warum und wann aber sind Kinder glücklich?
Für Kinder stellen sich die Phänomene oft anders dar, als Erwachsene es den Kindern unterstellen. Sie haben eigene und eigensinnige Vorstellungen von der Welt und dem Leben; oft müssen die Erwachsenen dann (beschämt) feststellen, dass sie die Kinder unterschätzen.
Der folgende Vergleich zum Thema Glück anhand ausgewählter Kinderstudien, die alle unmittelbar die Sicht der Kinder erheben, eröffnet einen Fächer an gemeinsamen Ergebnissen und Erkenntnissen (siehe Bulletin 85 PLUS sowie Angaben zur ZDF-Glücksstudie am Ende dieses Beitrags).
Die Erfahrung von Glück, das Glücklichsein, das well-being sowie das Glückserleben lassen sich in vielfältigen Bereichen des Alltags von Kindern ausmachen. Kindheit wird im Besonderen von Familie und Nahumwelt, von den Institutionen der Bildung und Betreuung sowie von der jeweiligen Persönlichkeit des Kindes bestimmt.



Die meisten Kinder sind glücklich

84 % der Kinder fühlen sich glücklich oder sehr glücklich (ZDF-Glücksstudie), fast alle Kinder (94 %) finden sich selbst »okay« (DJI-Kinderpanel: Alt 2008).


Die glücklichsten Momente in der Kindheit sind für Kinder

(unverhoffte) Geschenke (56 %),
Ausflüge, Urlaub/Ferien sowie besondere Anlässe (47 %),
Freunde haben und sich mit ihnen treffen (30 %, was bereits Aristoteles als unverzichtbar für das Glück betonte).

Bei Jungen ist Fußball häufiger eine Quelle positiver Erlebnisse, bei Mädchen häufiger das Reiten. Mit zunehmendem Alter werden Erlebnisse aus dem Bereich der ersten Liebe deutlich wichtiger, und dies insbesondere für die Mädchen aus der siebten Klasse (LBS-Kinderbarometer 2008).


Das Wohlbefinden in der Familie ist bei den meisten Kindern hoch

Mehr als 90 % der Kinder sind mit der jeweiligen Familiensituation zufrieden oder glücklich. Wichtig für sie ist, dass in ihrer Familie täglich/mehrmals pro Woche gelacht wird.

Zwei Drittel erleben, dass ihre Mutter zumindest mehrmals die Woche etwas mit ihnen gemeinsam unternimmt. Dies trifft jedoch nur für jeden zweiten Vater zu.

Die meisten Kinder erfahren einen sozialintegrativen Erziehungsstil und spüren regelmäßig die Liebe ihrer Eltern. Das Glück der Kinder steht und fällt mit dem Wohlbefinden sowie dem Spektrum an Aktivitäten in der Familie, die jedoch mit steigendem Alter deutlich geringer werden (ZDF-Glücksstudie).

Die Beziehung der (Grundschul-)Kinder zu ihren Eltern wird von den Kindern als durchaus positiv bewertet. Geschwisterbeziehungen werden jedoch deutlich kritischer beurteilt.

Die positive Einschätzung des Familienklimas teilen die Kinder - gleichgültig, ob sie in traditionellen oder alternativen Familienformen oder als Einzel- bzw. Geschwisterkinder aufwachsen. Nur 2 % der Kinder beurteilen das Familienklima negativ.

Wohlfühlen heißt jedoch nicht »eitel Sonnenschein« im Familienalltag. Wie die Mehrzahl der Befragten offen zugibt, gehören Konflikte zum normalen Familienleben dazu (häufigster Anlass ist das Aufräumen im Kinderzimmer). Diese Konflikte werden in aller Regel diskursiv ausgetragen und räumen den Kindern ein großes Maß an Möglichkeiten der Mitsprache ein, insbesondere mit dem Schuleintritt (DJI-Kinderpanel).

Die Kinder beschreiben das Familienklima als eher ruhig und wenig konfliktträchtig. Auch sind sie mit den eingeräumten Freiheiten größtenteils zufrieden. Je niedriger die Schicht, desto größer jedoch erscheint das Streitpotenzial und die Unzufriedenheit (World Vision Kinderstudie: Hurrelmann u. a. 2007).

Kinder sind in den typischen Kernfamilien öfters glücklich als in Patchworkfamilien oder bei einem alleinerziehenden Elternteil. Erfreulich ist die Tatsache, dass Einzelkinder (bislang als unglücklich bedauert und gegen das Stereotyp ankämpfend, sozial benachteiligt zu sein) gleich glücklich sind wie Geschwisterkinder; doch mehr als ein Drittel von ihnen hätte gern noch einen Bruder / eine Schwester (ZDF-Glücksstudie).


Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf aus Sicht der Kinder

Erwerbstätigkeit beider Eltern gehört zum Alltag von vielen Kindern in Deutschland:

42 % der Kinder leben in einer traditionellen »Ein-Mann-Verdiener«-Familie, 45 % dagegen wachsen mit zwei erwerbstätigen Eltern bzw. mit erwerbstätigen alleinerziehenden Elternteilen auf (World Vision Kinderstudie).

Kinder, deren Väter Vollzeit arbeiten, sind am glücklichsten. Wenn die Mütter noch dazu in Teilzeit arbeiten (bei 45 % ist dies der Fall), sind die Kinder geringfügig glücklicher.

Fragt man nach ihrer Befindlichkeit, dann sind die Kinder im Modell der Breadwinner (Vater ist Alleinverdiener, die Mutter sorgt für den Haushalt und die Kinder) eher glücklich als traurig (ZDF-Glücksstudie).

Nicht die Berufstätigkeit der Eltern führt zu Zuwendungsdefiziten - im Gegenteil: eine adäquate Erwerbsbeteiligung wirkt präventiv, d. h. durch die Erwerbsbeteiligung der Mutter wächst neben ökonomischen Ressourcen auch die Zufriedenheit der Mutter. Ferner bietet deren Integration in eigene soziale Netze zusätzliche Möglichkeiten für die Familie.

Aus Sicht der Kinder ist weniger das Ausmaß der Erwerbstätigkeit der Eltern ein Grund für Zuwendungsdefizite, sondern es sind zusätzliche Belastungen, wie sie etwa Alleinerziehende haben oder die Alltagssituation in Familien, in denen Arbeitslosigkeit das Leben dominiert. Insgesamt wünschen sich jedoch die Kinder bis zu 11 Jahren mehr Zuwendung von ihren Vätern. Für 67 % der Kinder nimmt sich die Mutter genügend Zeit für sie, dies gilt jedoch für den Vater nur bei 34 % der Kinder (World Vision Kinderstudie).


Die meisten Kinder gehen gern in die Schule

Wer leicht lernt und einen spannenden Unterricht erlebt (was aus Sicht der Kinder zu 35 % häufiger sein könnte), ist ein glücklicheres Kind, im Gegensatz zu jenen Kindern, die Schule als Belastung empfinden (ZDF-Glücksstudie).

Kinder im Alter von 6 Jahren gehen zu 50 % »sehr gerne« in die Schule, während Schülerinnen und Schüler im Alter von 13 Jahren nur noch zu 16 % gerne die Schule besuchen (DJI-Kinderpanel).

Viele Kinder mit berufstätigen Eltern haben Betreuungslücken, denn ganztags betreut wird nur jedes fünfte Kind, dessen Mutter teilzeitbeschäftigt ist, und jedes zweite Kind, dessen Eltern beide Vollzeit arbeiten (DJI-Kinderpanel; World Vision Kinderstudie).


Die Herkunft hat Einfluss auf die Bildungserwartungen

49 % der Kinder benennen als Bildungsziel das Gymnasium oder das Abitur, wobei sich Mädchen und Jungen an dieser Stelle nicht relevant unterscheiden (World Vision Kinderstudie).

Kinder aus oberen sozialen Schichten, mit größerer Ausstattung an sozialem und kulturellem Kapital, nehmen vermehrt zahlreiche und unterschiedliche Angebote des außerschulischen Bildungsbereichs wahr (z. B. schulnahe, organisierte Freizeitaktivitäten oder häufigere PC-Nutzung). Dies wird unterstützt durch den hohen Stellenwert formaler Bildung im Elternhaus und das damit einhergehende Engagement für Bildungsbelange. Eltern nehmen hier gezielt Einfluss auf den Schulerfolg der Kinder sowie deren Sicht von Schule und Lernen, was das Wohlbefinden der Kinder in der Schule verstärken kann.

Im Gegensatz zu den Kindern aus begüterten Schichten zeigen Kinder aus niedrigeren Schichten starke Brüche zwischen den außerschulischen Erfahrungen und den schulischen Belangen, was sich in der geringeren Unterstützung durch die Eltern wie auch im Mangel an unterstützenden, familiären, aber auch außerschulischen Angeboten ausdrückt. Sie entwickeln sich allem Anschein nach fern von den Anforderungen der Schule, des Lernens und der nachgefragten Kompetenzen. Dies schlägt sich auch in schlechteren Noten dieser Kinder nieder. Hierbei macht sich ausschließlich die Zugehörigkeit zu den niedrigen sozialen Schichten bemerkbar und verhält sich weitgehend unabhängig vom Migrationshintergrund (DJI-Kinderpanel).


Glück reduziert sich, wenn Schule als belastend erlebt wird

Nur knapp die Hälfte der befragten Kinder wurde in der Woche vor der Befragung weder gehänselt, noch beleidigt oder bloßgestellt. 4 % der Kinder jedoch erlebten alle drei Formen (Hänseleien, Beleidigungen sowie Bloßstellung) und sind so typische »Bullying«-Opfer.

Fast die Hälfte der Kinder gab umgekehrt an, in der letzten Woche auch andere Kinder beleidigt, bloßgestellt oder gehänselt zu haben. Dabei beziehen sich häufig die Beleidigungen oder Hänseleien auf körperliche Merkmale der gehänselten Kinder.

Häufige Opfer sind auch häufige Täter, wobei Opfer sowie Täter zu sein sich negativ auf das Wohlbefinden der Kinder auswirkt.

Jedes fünfte Kind fühlte sich zudem in der Woche vor der Befragung durch Lehrerinnen und Lehrer blamiert, was ebenfalls mit einem schlechteren Wohlbefinden zusammenhängt (LBS-Kinderbarometer).

Die Schule hat das Potenzial in sich, bei Kindern das Wohlbefinden zu erhöhen; dies wirkt sich auch - wie von Gehirnforschern nachgewiesen - auf die Effektivität des Lernens aus (ZDF-Glücksstudie). Doch: 13 % der Kinder gehen eher ungern zur Schule und 5 % der Kinder fühlen sich in der Klasse nicht wohl.

Wie sehr dieses Unwohlsein auf die Situation in der Schule an sich ausstrahlt, zeigt sich auch darin, dass über 40 % der Kinder im Alter von 8 bis 9 Jahren oft Angst haben, in der Schule zu viele Fehler zu machen. Kinder aus niedrigeren sozialen Schichten äußern diese Befürchtung häufiger als Kinder aus höheren Schichten.

Jedes vierte Kind langweilt sich in der Schule - die Jungen deutlich mehr als die Mädchen. Bei jedem siebten Grundschulkind kommt es nach Wahrnehmung der Mütter zu zwei und mehr Belastungssymptomen durch die Schule (z. B. Kopf- und Bauchschmerzen; Angst vor dem Lehrer / der Lehrerin; Sorge um das Abschneiden am nächsten Tag; starke Aufregung beim Aufrufen im Unterricht). Auch in dieser Gruppe der belasteten Schüler sind Kinder aus niedrigeren sozialen Schichten mit hohem Armutsrisiko überproportional vertreten.

Ferner ist zu beobachten, dass bei anhaltender Armut während der Grundschulzeit eine Leistungsbeeinträchtigung festzustellen ist. Vor allem die länger andauernde Verarmung des Haushalts löst sowohl bei der subjektiven Befindlichkeit als auch der objektivierten Kompetenzentwicklung negative Reaktionen der Kinder aus. In dieser Konstellation ist es schwer, glücklich zu sein (DJI-Kinderpanel).


Alle Kinder wünschen sich einen »guten Freund«, eine »gute Freundin« - das Glück in den Gleichaltrigen-Gruppen

Die meisten Kinder im Alter von 8 bis 9 Jahren fühlen sich gut in der Welt der Gleichaltrigen eingebunden und sind zufrieden mit den Kontakten unter ihresgleichen.

Sie benennen durchschnittlich sechs Gleichaltrige, mit denen sie sich regelmäßig treffen, mit vier davon verbindet sie eine gute Freundschaft.

Mit ihren Freunden erleben sie viel Spaß, und sie können auf deren Unterstützung zählen. Allerdings benennt jedes zehnte Kind keinen einzigen »guten Freund«, keine einzige »gute Freundin« (DJI-Kinderpanel).

21 % der Kinder hätten gerne mehr Freunde,
6 % wünschen sich statt mehr Freunden eine gute Hauptfreundin oder einen guten Hauptfreund (World Vision Kinderstudie).

Freunde/Freundinnen fördern das Selbstwertgefühl und Wohlbefinden

Kinder fühlen sich am glücklichsten in ihren Freiräumen sowie beim Zusammensein mit ihren Freunden/Freundinnen. Mit zunehmendem Alter sind sie dabei sogar glücklicher als mit ihrer Familie (was für das zunehmende Bedürfnis nach interpersonaler Intimität steht). Sie wünschen sich Freundschaften, die von einer besonderen Qualität des Vertrauens geprägt sind, d. h. einander Dinge mitteilen, die man anderen nicht anvertrauen möchte (DJI-Kinderpanel).

Freunde streiten sich nicht weniger oft als nicht befreundete Kinder. Nach Aussagen der Kinder bemühen sich Freunde aber stärker um eine einvernehmliche Konfliktlösung und zollen einander in diesem Prozess mehr Wertschätzung und Wärme (DJI-Kinderpanel, World Vision Kinderstudie).


Freunde treffen und Fernsehen sind top

90 % der befragten Kinder haben für sich genug Freizeit - was im Gegensatz zu den vom Kindheitsdiskurs unterstellten Aussagen wie »Ende der Spielzeit« oder »Stresskindheit« steht. Das Spektrum der Aktivitäten ist bei den Kindern breit gefächert:

Zwei Drittel betreiben zumindest mehrmals wöchentlich Sport.
Mehr als die Hälfte sind ebenso oft am PC aktiv (nicht für die Schule).
Knapp die Hälfte der Mädchen beschäftigt sich jeden Tag mit einem Haustier, die Jungen zu 28 %.
Die Mädchen lesen häufiger (täglich: 26 %), was zwar das bereichsspezifische Glückserleben signifikant erhöht, nicht aber das globale Kindheitsglück.
58 % der Kinder treffen sich täglich mit Freunden oder Freundinnen.
41 % spielen, radeln und skaten täglich draußen.
41 % hören täglich Musik, was mit steigendem Alter zunimmt.

Die häufigste Freizeitaktivität ist Fernsehen (63 % täglich): An Wochentagen im Alter von sechs Jahren 60 Minuten, bei den Dreizehnjährigen 88 Minuten (ZDF-Glücksstudie).

75 % der Kinder gehen im Alter von 8 bis 11 Jahren in ihrer Freizeit einer regelmäßigen Gruppenaktivität nach (Verein, Musikschule, Gruppen), dabei dominieren Aktivitäten in einem Sportverein. Immerhin besucht jedes fünfte Kind eine Musikschule. (World Vision Kinderstudie; DJI-Kinderpanel).

Das regelmäßige Mitmachen in Vereinen oder die Nutzung von sonstigen Angeboten ist stark schichtabhängig. Je höher die Schicht, desto größer der Anteil der Aktiven (World Vision Kinderstudie; DJI-Kinderpanel).


Glück benötigt Raum - Wohnen und Umwelt

Kinder sind geborene Adaptionskünstler und können sich mitten in der City oder auf dem Bauernhof glücklich fühlen. Kinder, die in einem Einfamilienhaus mit stets frei zugänglichem Garten aufwachsen, gaben jedoch mehr Kindheitsglück an (48 %) als Kinder, die in Wohnungen (33 %) leben. Wer in der elterlichen Wohnung genug Platz hat, ist zu 55 % »total glücklich«. Gleiches gilt auch für die Umgebung der Wohnung: Kinder sind glücklich,

wenn sie genug Platz zum Radfahren und Skaten haben (87 %),
wenn genug Spielplätze vorhanden sind (70 %),
wenn sie genug Plätze haben, wo sie nicht gestört werden (60 %).

Wer über solche Nischen nicht verfügt, ist nur zu 30 % »total glücklich«, wer sich dagegen in sehr viele davon »verziehen« kann, ist es zu 60 %.

Eine gefährliche und laute Wohnumgebung mindert insgesamt das Glück der Kinder (ZDF-Glücksstudie).

Der Aktionsradius von Kindern bezüglich Spielen, Bewegung und Begegnung erstreckt sich zunächst einmal auf die elterliche Wohnung sowie auf das Nahumfeld. Die Möglichkeiten für Kommunikation und Interaktion sind insbesondere vorgegeben durch

den jeweils begrenzten Platz zum Tollen in der Wohnung;
die Existenz von Freiflächen oder Spielplätzen in nächster Nähe;
die Gefahren durch stark befahrene Straßen;
das Vorhandensein von Gleichaltrigen;
die Existenz institutioneller Freizeitangebote wie Schwimmbad, Freizeitheime, Bibliotheken oder Vereine.

Knapp ein Drittel der Kinder lebt in Verhältnissen, die man durchaus als mehrfach risikobelastet bezeichnen kann: Die elterliche Wohnung ist klein und schlecht ausgestattet, die nähere Umgebung bietet wenig Spielmöglichkeiten, das Umfeld verfügt über eine hohe Verkehrsbelastung.

Wie die Ausstattung der Umgebung tatsächlich beschaffen ist, hängt zudem in hohem Maße vom Einkommen der Eltern ab: Familien mit niedrigem Einkommen leben häufig in benachteiligenden Wohngegenden mit schlechten Wohnverhältnissen. Etwa ein Drittel der Kinder wächst in benachteiligenden Umwelten auf. Ein Drittel der befragten Kinder wächst dagegen in ausgesprochen günstigen Verhältnissen auf. Ein eigenes Kinderzimmer, viel Platz zum Spielen in der Wohnung, gelegentlich ein eigener Garten oder auch ein eigener Computer mit Internetzugang prägen hier das Bild der Kindheit. Ein Drittel der Kinder wächst in durchschnittlichen Verhältnissen auf (DJI-Kinderpanel).


Das Kind als eigene Persönlichkeit

Persönlichkeitsmerkmale wie Externalisierung, Internalisierung, motorische Unruhe oder sozial und kognitive Aufgeschlossenheit (»Little Five«) bestimmen das Handeln sowie die Einstellungen und Emotionen - und dies unabhängig von der sozialen Herkunft. Individuen, die sich in der gleichen sozialen Lage befinden, können unterschiedliche Ausprägungen ihrer Persönlichkeit aufweisen. Dies zeigt sich in besonderem Maße an der Extraversion sowie Introversion.


Je extravertierter, desto glücklicher

Extraversion begünstigt das Glück. Extravertierte Kinder sind überdurchschnittlich gern mit anderen zusammen, finden schnell Freunde und mögen es, wenn um sie herum viel passiert.


Je introvertierter, desto lieber allein

Mit der Introversion manifestiert sich der Wunsch der Kinder, lieber allein sein zu wollen. Dies geht im Allgemeinen mit weniger Kindheitsglück einher, wobei der Effekt nicht so stark ist wie bei der Extraversion. Kinder, die eher still sind, wenn sie mit anderen zusammen sind, schätzen sich zu 35 % als total glücklich ein, in der Gesamtstichprobe sind es 40 % (ZDF-Glücksstudie).


Fazit

Eigene Aktivität, eine gehörige Portion Selbstwirksamkeit sowie die Familie und Gleichaltrigen-Gruppen sind die tragenden Säulen für das Glück der Kinder.


Kontakt: Dr. Christian Alt; alt@dji.de


Literatur

Alt, Christian (Hrsg.) (2008): Kinderleben - Individuelle Entwicklungen in sozialen Kontexten. Band 5: Persönlichkeitsstrukturen und ihre Folgen. Schriftenreihe des Deutschen Jugendinstituts: Kinderpanel. Wiesbaden

Hurrelmann, Klaus / Andresen, Sabine / TNS Infratest Sozialforschung (2007): Kinder in Deutschland 2007. 1. World Vision Kinderstudie. World Vision Deutschland e. V. (Hrsg.). Frankfurt am Main


ZDF Tabaluga tivi-Glücksstudie

Auftraggeber: Zweites Deutsches Fernsehen ZDF

Erhebungszeitraum: 2007

Methoden: Repräsentative quantitative Befragung von 1.200 Kindern und deren Eltern in ganz Deutschland; qualitative Befragung (tiefenpsychologisch geführte Interviews) von Kindern im Alter von 4 bis 13 Jahren und deren Eltern (aus dem Raum Köln-Bonn-Düsseldorf)

Durchführung: Prof. Dr. Anton Bucher; Rheingold Institut Köln

Fragestellungen: Was macht Kinder glücklich, und was können wir dafür tun? Wie erleben Kinder Glück? Welchen Einfluss haben Eltern auf das Glücksempfinden ihrer Kinder? Welche Rolle spielen die Medien bei den Glückserfahrungen der Kinder?

Ergebnisse:

Glücksfaktoren sind insbesondere: Familie, Eltern Freunde/Gleichaltrige
Glückskiller Nummer Eins: Hausaufgaben
Kinder brauchen ungestörte Räume (für sich)
Einzelkinder sind nicht weniger glücklich als Geschwisterkinder
Glückshemmnis: Armut der Eltern
Das Glück sinkt mit dem Alter
Medien: Erfahrungsnischen der Kinder gegen das »verlorene Glück«

Literatur: Pressemeldung des ZDF vom 15.11.2007 zur ZDF Tabaluga tivi-Glücksstudie; Was Kinder glücklich macht. Ein Ratgeber für Eltern. München 2008


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Quelle:
DJI-Bulletin Heft Nr. 85, 1/2009 , S. 32-35
Herausgeber:
Deutsches Jugendinstitut e.V. (DJI)
Nockherstraße 2, 81541 München
Tel.: 089/623 06-0, Fax: 089/623 06-265
E-Mail: barthelmes@dji.de
Internet: www.dji.de/bulletins

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veröffentlicht im Schattenblick zum 26. August 2009