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MEDIEN/038: Studie - Informationsgewinnung und seelischer Rückhalt bei Facebook, Xing & Co? (idw)


Leibniz-Institut für Wissensmedien - Knowledge Media Research Center - 09.04.2013

Informationsgewinnung und seelischer Rückhalt bei Facebook, Xing & Co?



Täglich verbinden uns soziale Medien mit engen Freunden, aber auch mit Personen, die wir nur wenig bis gar nicht kennen. Viele Facebook-"Freunde" sind nur vage Bekannte und manche Xing-"Kontakte" haben wir - wenn überhaupt - einmal kurz gesprochen. Wie gut kennen wir unser soziales Netzwerk, wie genau wissen wir, wer von unseren "Freunden und Kontakten" wozu informieren kann? Geben uns soziale Medien nur die Illusion von Freundschaft oder liefern sie uns echten seelischen Rückhalt? Mit diesen Fragen beschäftigt sich in den kommenden fünf Jahren am Leibniz-Institut für Wissensmedien (IWM) in Tübingen die neue Nachwuchsgruppe ERC - Social Media.

Psychologen unterscheiden bei sozialen Netzwerken sogenannte starke Bindungen (Freunde), schwache Bindungen (Bekannte) und abwesende Bindungen (flüchtige Kontakte). Gemäß der Forschung der letzten zehn Jahre erfüllen die verschiedenen Bindungen unterschiedliche Aufgaben. Starke Bindungen geben uns seelischen Rückhalt. Schwache Bindungen informieren uns über Wichtiges und Neues. Abwesende Bindungen betrachtet die Wissenschaft bislang als nutzlos. Stimmen diese Annahmen noch? Das untersucht das Starting Grant Projekt ReDefTie, Redefining tie strenth - how social media (can) help us to get non-redundant useful information and emotional support, welches vom European Research Council (ERC) gefördert wird. Leiterin des Projekts ist die Psychologin Dr. Sonja Utz.

Mittels einer Längsschnittstudie an einer repräsentativen Stichprobe von Onlinenutzerinnen und Onlinenutzern aus den Niederlanden untersucht die Nachwuchsgruppe zunächst, ob die Nutzung von sozialen Medien zur Informationsgewinnung beiträgt und seelischen Rückhalt bewirkt. Darauf aufbauend befassen sich zwei Promotionsprojekte mit den zugrundeliegenden kognitiven und affektiven Prozessen. Das erste Promotionsprojekt untersucht, wie Menschen aus einer Vielzahl von flüchtigen und oft oberflächlichen Informationen eine korrekte Vorstellung über das vorhandene Wissen in ihrem sozialen Netzwerk ("Wer weiß was?") formen können. Das zweite Promotionsprojekt befasst sich mit der Frage, ob und unter welchen Umständen soziale Medien seelischen Rückhalt liefern können und wie dauerhaft diese Effekte sind.

Sonja Utz absolvierte ihr Psychologiestudium und ihre Promotion in Psychologie an der Katholischen Universität Eichstätt. Nach ihrer Post-Doc-Zeit an der Abteilung Sozialpsychologie der Freien Universität Amsterdam war sie zweieinhalb Jahre an der TU Chemnitz tätig. 2004 wechselte sie zur Kommunikationswissenschaft an die Freien Universität Amsterdam, wo sie den Einfluss neuer, insbesondere sozialer Medien, untersuchte. Ab November 2011 war sie auch assoziierte Professorin für soziale Medien und Reputationsmanagement an der NHL Leeuwarden. Seit April ist sie als Leiterin der Nachwuchsgruppe ERC - Social Media am IWM in Tübingen.


Das Leibniz-Institut für Wissensmedien
Das Leibniz-Institut für Wissensmedien (IWM) in Tübingen erforscht das Lehren und Lernen mit digitalen Technologien. Rund 60 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Kognitions-, Verhaltens- und Sozialwissenschaften arbeiten multidisziplinär an Forschungsfragen zum individuellen und kooperativen Wissenserwerb in medialen Umgebungen. Seit 2009 unterhält das IWM gemeinsam mit der Universität Tübingen Deutschlands ersten WissenschaftsCampus zum Thema "Bildung in Informationsumwelten".

Die Leibniz-Gemeinschaft Das IWM ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft, die 86 selbständige Forschungseinrichtungen von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Raum- und Sozialwissenschaften bis zu den Geisteswissenschaften verbindet. Leibniz-Institute bearbeiten gesellschaftlich, ökonomisch und ökologisch relevante Fragestellungen. Sie betreiben erkenntnis- und anwendungsorientierte Grundlagenforschung. Sie unterhalten wissenschaftliche Infrastrukturen und bieten forschungsbasierte Dienstleistungen an. Aufgrund ihrer gesamtstaatlichen Bedeutung fördern Bund und Länder die Institute der Leibniz-Gemeinschaft gemeinsam. Die Leibniz-Institute beschäftigen rund 16.500 Personen, darunter 7.700 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Der Gesamtetat der Institute liegt bei 1,4 Milliarden Euro.

Weitere Informationen unter:
http://www.iwm-kmrc.de.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution1393

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Leibniz-Institut für Wissensmedien - Knowledge Media Research Center,
Stefanie Neubert, 09.04.2013
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 12. April 2013