Goethe-Universität Frankfurt am Main - 19.01.2016
Gruppentherapie hilft autistischen Kindern, im Alltag besser zurecht zu kommen
Soziale Schwierigkeiten stellen eine der Hauptbeeinträchtigung bei Kindern und Jugendlichen mit Autismus-Spektrum-Störungen (ASS) dar. Gerade wenn ihre Intelligenz nicht beeinträchtigt ist, werden sie sich ihrer Andersartigkeit im Entwicklungsverlauf immer bewusster. In einer an der Goethe-Universität entwickelten Gruppentherapie können sie nachhaltig lernen, sich in der sozialen Welt besser zurecht zu finden. Das bestätigt eine klinische Studie, die im Laufe von drei Jahren 209 Kinder und Jugendliche zwischen 8 und 18 Jahren untersuchte.
FRANKFURT. "Oftmals begegnen wir in der klinischen Praxis Kindern und
Jugendlichen mit Autismus-Spektrum-Störungen, die sich den Kontakt zu
Gleichaltrigen wünschen und gleichzeitig jeden Tag erleben, dass sie auf
Zurückweisungen stoßen, weil sie viele Verhaltensweisen ihrer
Klassenkameraden nicht verstehen können. Und darüber verzweifeln sie",
erklärt Prof. Christine Freitag, Leiterin der Klinik für Psychiatrie,
Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters. Gemeinsam
mit Dr. Hannah Cholemkery entwickelte sie eine verhaltenstherapeutische
Gruppentherapie mit Anleitungen und Übungen zur Verbesserung der sozialen
Fertigkeiten.
Bisher wurden Gruppentherapien zum Training sozialer Kompetenzen bei ASS hauptsächlich in den USA im Rahmen kleinerer Studien ohne Stabilitätsmessungen untersucht. Ziel der von Christine Freitag geleiteten und Hannah Cholemkery koordinierten "Sosta-net Studie", an der sechs deutsche Universitätskliniken beteiligt waren, war es zu untersuchen, ob sich die soziale Reaktivität bei Kindern und Jugendlichen mit ASS durch eine verhaltenstherapeutische Gruppentherapie steigern lässt. Dies geschah mithilfe eines standardisierten Fragebogens (Skala zur Verbesserung sozialer Reaktivität, SRS), in dem 65 Verhaltensweisen von den Eltern vor Beginn der Gruppentherapie, am Ende der Intervention sowie zur Stabilitätsmessung drei Monate nach Abschluss der Intervention beurteilt wurden.
Die Therapie fand einmal wöchentlich in einer Gruppe mit vier bis fünf Gleichaltrigen und zwei Therapeuten über drei Monate hinweg statt und wurde von drei Elternabenden begleitet. Die Ergebnisse wurden mit denjenigen in einer Warte-Kontrollgruppe verglichen. In der Interventionsgruppe zeigte sich eine deutliche Verbesserung der sozialen Verhaltensweisen, die auch bei einer erneuten Erhebung nach drei Monaten stabil blieb.
Insbesondere Kinder mit einer schwereren Symptomatik und einem höheren IQ zu Beginn der Therapie konnten von der Therapie profitieren.
Publikation:
Christine Freitag, Hannah Cholemkery et al.: Group-based cognitive
behavioural psychotherapy for children and adolescents with ASD: the
randomized, multicentre, controlled SOSTA - net trial, in: Journal of
child psychology and psychiatry (2015), doi: 10.1111/jcpp.12509
http://onlinelibrary.wiley.com/journal/10.1111/(ISSN)1469-7610/earlyview
Die Goethe-Universität ist eine forschungsstarke Hochschule in der
europäischen Finanzmetropole Frankfurt. 1914 gegründet mit rein privaten
Mitteln von freiheitlich orientierten Frankfurter Bürgerinnen und Bürgern
fühlt sie sich als Bürgeruniversität bis heute dem Motto "Wissenschaft für
die Gesellschaft" in Forschung und Lehre verpflichtet. Viele der Frauen
und Männer der ersten Stunde waren jüdische Stifter. In den letzten 100
Jahren hat die Goethe-Universität Pionierleistungen erbracht auf den
Feldern der Sozial-, Gesellschafts- und Wirtschaftswissenschaften, Chemie,
Quantenphysik, Hirnforschung und Arbeitsrecht. Am 1. Januar 2008 gewann
sie mit der Rückkehr zu ihren historischen Wurzeln als
Stiftungsuniversität ein einzigartiges Maß an Eigenständigkeit. Heute ist
sie eine der zehn drittmittelstärksten und drei größten Universitäten
Deutschlands mit drei Exzellenzclustern in Medizin, Lebenswissenschaften
sowie Geisteswissenschaften."
Weitere Informationen unter:
https://www.beltz.de/fachmedien/psychologie/buecher/produkt_produktdetails/8537-soziales_kompetenztraining_fuer_kinder_und_jugendliche_mit_autismus_spektrum_stoerungen.html
Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution131
*
Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Goethe-Universität Frankfurt am Main, Dr. Anne Hardy, 19.01.2016
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de
veröffentlicht im Schattenblick zum 21. Januar 2016
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