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VERBAND/195: Immer noch kein Mindestlohn in der Psychotherapeutenausbildung (BDP)


Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen e.V. (BDP)
Pressemitteilung vom 5. Mai 2018

Immer noch kein Mindestlohn in der Psychotherapeutenausbildung - PiAs protestieren bundesweit

BDP unterstützt bundesweiten PiA-Protest und fordert umgehendes Handeln der Politik bei der Novellierung des PsychThG


Auf der Delegiertenkonferenz des Berufsverbandes Deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDP) am 5. und 6. Mai 2018 in Nürnberg protestieren Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten in Ausbildung (PiA) und Studierende gemeinsam mit Vertretern des BDP im Rahmen der bundesweiten Protestaktion "PiA-Reform - Wir warten noch immer".

"Psychologische Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten in Deutschland haben mit einem großen Missstand zu kämpfen: Am Ende ihres Studiums sind sie gut ausgebildet - werden aber sehr schlecht bezahlt. Während ihrer eineinhalbjährigen Praxisphase erhalten PiAs oft nicht einmal den gesetzlichen Mindestlohn oder werden überhaupt nicht bezahlt", so BDP-Präsident Prof. Dr. Michael Krämer.

Die dringend notwendige und vom BDP konstruktiv begleitete Novellierung des Psychotherapeutengesetzes (PsychThG) lässt seit Jahren auf sich warten. Ebenso eine Verbesserung der Situation für die PiAs. "Die Novellierung des Psychotherapeutengesetzes muss vor allem die Bezahlung nach dem Studium klar regeln. Darum haben die Psychologiestudierenden in Deutschland erneut zum bundesweiten Protest aufgerufen, um den PiAs endlich Gehör zu verschaffen. Wir fordern die Bundesregierung auf, den Novellierungsprozess zu einem guten Ende zu bringen und die Vergütung der PiAs kurz- und langfristig zu sichern", fordert Andreas Wimmer, Vorsitzender der Studierenden im BDP.

"Während sie eigentlich ihre ganze Energie in die qualifizierte Behandlung einbringen möchten, müssen sich viele PiAs über Nebenjobs finanzieren. Das ist für uns kein Zustand. Vor allem, da sie bereits ein fünfjähriges Studium der Psychologie oder der Pädagogik absolviert haben. Besonders kritisch ist, die PiAs haben während ihrer praktischen Tätigkeit in Kliniken häufig keine Arbeitsverträge als Behandelnde oder nur bei geringfügiger Bezahlung und müssen dennoch faktisch eigenverantwortlich mit oft zu wenig fachkundiger Anleitung und Aufsicht Patientinnen und Patienten behandeln", so Helga Füßmann, Vorsitzende des Verbandes Psychologische Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten im BDP (VPP).

Die Forderungen der PiAs lauten im Einzelnen:

• Vergütung: Die Vergütung der PiAs muss kurzfristig geregelt werden. Es kann nicht sein, dass während zäher und vielleicht noch Jahre andauernder Reformbemühungen weiter tausende junge Menschen umsonst in unseren Psychiatrien arbeiten. Und natürlich ist eine Bezahlung unseres Therapeutennachwuchses auch ohne überarbeitetes Gesetz, was die gesamte Ausbildung neu regelt, möglich.

• Klärung des sozialrechtlichen Status: Mittelfristig soll eine sozialrechtliche Eingruppierung erfolgen, damit langfristig die tarifliche Eingruppierung von Psychologinnen und Psychologen nach dem Master Abschluss sowie nach abgeschlossener Psychotherapieweiterbildung geregelt ist und eine angemessene Bezahlung erfolgt.

• Zugang zur Ausbildung: Um die Qualität der Ausbildung der Psychologischen Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten zu erhalten, muss vorher ein Studienabschluss auf Master-Niveau erworben werden.

• Psychologie als Basis der Psychotherapie erhalten: Die Psychotherapie basiert auf der Lehre über die Psyche des Menschen, somit sind gerade in der ersten Studienhälfte psychologische Grundlagenfächer wichtig. Nur wer weiß, wie die gesunde Psyche funktioniert, kann pathologische (krankhafte) Prozesse angemessen beurteilen. Außerdem umfasst der bisherige Psychologiestudiengang Kenntnisse über die Erforschung der Psyche und auch von Therapiemethoden, auch diese sollten zukünftige Therapeutinnen und Therapeuten haben.

• Studierende und PiAs in den Prozess einbeziehen: Wir sprechen im Reformprozess über junge Menschen, die in Zukunft als Psychologische Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten arbeiten werden. Darum sollten diese Gruppen auch in die Überlegungen und Prozesse einbezogen werden!

Der Berufsverband der Psychologinnen und Psychologen und der Verband Psychologischer Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten unterstützen die Forderungen der PiAs.



Weiterführende Informationen:

Zur bundesweiten Protestaktion:
www.piaportal.de

Zum Mitgliederbrief des BDP:
www.bdp-verband.de/aktuell/2017/171116_zukunft.html

Zum Positionspapier des BDP:
www.bdp-verband.de/bdp/politik/2015/150219_loesung.pdf


Der Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen e.V. (BDP) vertritt die beruflichen Interessen der niedergelassenen, selbständigen und angestellten/beamteten Psychologinnen und Psychologen aus allen Tätigkeitsbereichen. Als anerkannter Berufs- und Fachverband ist der BDP Ansprechpartner und Informant für Politik, Medien und Öffentlichkeit in allen Fragen der beruflichen Anwendung von Psychologie und Psychotherapie. Der BDP wurde vor 70 Jahren am 5. Juni 1946 in Hamburg gegründet. Heute gehören dem Verband rund 11.500 Mitglieder in 13 Landesgruppen und 11 Sektionen an.

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Quelle:
Pressemitteilung 4/2018 vom 5. Mai 2018
Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen e.V. (BDP)
Philipp Kardinahl, Pressereferent des BDP
Am Köllnischen Park 2, 10179 Berlin
Telefon: 030 - 209 166 620, Fax: 030 - 209 166 680
E-Mail: presse@bdp-verband.de
Internet: www.bdp-verband.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 7. Mai 2018

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